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Bernd Duschner, ein Vereinsvorsitzender aus Pfaffenhofen sieht dabei aber auch Regierungskalkül und startete eine Initiative
Latent schwingt er mit, der Stolz unserer Landsleute auf das deutsche Heimatland, wenn sie die überwiegend von syrischen Flüchtlingen skandierten „Germany“ Rufe vor dem Budapester Hauptbahnhof hören, die Deutschland zum „Land der Hoffnung“ in Europa auserkoren. Dabei dauerte es lange, Elends lange, bis sich die deutsche Gleichgültigkeit Angesichts der über 500 ertrunkenen Flüchtlinge vor der Mittelmeerinsel Lampedusa im Herbst des Jahres 2013 in den breiten Aufstand der Anständigen des ausklingenden Sommers 2015 wandelte.
Was mit „ihr seid zum Kotzen“ begann, führte zur „Wir schaffen das“ Aussage der Kanzlerin
Ein emotionales „Verpisst euch“ von Til Schweiger auf seiner Facebook-Seite dürfte die wirkungsvollere Richtungsangabe an die Adresse der Ausländerfeinde, und medialer Einstiegsfunke in den Ausstieg der deutschen Unempfindlichkeit gegenüber Flüchtlingsleid gewesen sein, als jede der „Null Toleranz“ Aussagen einer dem Umschwung hinterherhechelnden Kanzlerin.
„Ihr seid zum Kotzen! Wirklich! Verpisst Euch von meiner Seite, empathieloses Pack! Mir wird schlecht!!!“ platzte Til Schweiger der Kragen, als er unter seinem Facebook-Post mit dem Aufruf den Flüchtlingen in Hamburg zu helfen, massenhaft Kommentare mit fremdenfeindlichen Pöbeleien fand.
Obwohl Schweiger, Deutschlands derzeit erfolgreichster Filmproduzent und Regisseur, der zuletzt mit der Alzheimer-Dramödie „Honig im Kopf“ an den Kinokassen abräumte, nie eine „Galionsfigur für Flüchtlingshilfe„(„Donnerstalk“ im ZDF) werden wollte, hat er mit diesem Wutausbruch und dem nachfolgenden Engagement (Stiftung, Flüchtlingsheim) etwas in Deutschland ausgelöst.
Er ist da, der Aufstand der Anständigen.
Zumindest auf breiter Front in der Zivilgesellschaft. Zusammen mit Promis aus der Musik-Kunst- und Schauspielerszene, zuletzt bei der Verleihung des „Deutschen Radiopreis“ am 3. September in Hamburg, vollzieht sich eine Rückbesinnung auf Mitgefühl, Hilfsbereitschaft und Haltung.
Eine Haltung, die jetzt auch ein deutscher Wirtschaftslenker von seinen Manager-Kollegen fordert. Matthias Müller, Vorstandschef bei Porsche wünscht sich von seinen Kollegen, sie mögen sich dem „Extremismus entgegenstellen und Haltung zeigen„(SZ).
Der Porsche-Chef, in dessen Werken Menschen aus 56 Nationen arbeiten, findet es überhaupt nicht in Ordnung „wenn Menschen angegriffen und beleidigt werden, und wenn Politiker davor auch noch einknicken„. Auch wenn er wegen seiner Äußerungen E-Mails von Fehlgeleiteten bekommen sollte, aus Angst davor wird er sich nicht zurückhalten. „Das darf die Wirtschaft nicht, wir sind schließlich Teil der Gesellschaft- und kein ganz unwichtiger. Aktienkurs hin oder her, wir haben Verantwortung“ bekräftigt Müller im SZ-Interview vom 5. September seine Haltung in der Flüchtlingsfrage.
Die REFUGEES WELCOME-Welle rollt
Als die Anti-Rassismus- und REFUGEES WELCOME-Welle so richtig zu rollen begann, Bürger und Anwohner sich mit Geschenken und Hilfsgütern in Auffanglager und Flüchtlingsunterkünfte reintasteten, verschwanden auch die „Asylmissbrauch“ und „Die bittere Wahrheit über Ausländer“ Schlagzeilen aus vielen deutschen Medien.
Auch aus dem Blatt, das zwar ein marketingtaugliches „Herz für Kinder„, aber wenig Empathie für Ausländer und Flüchtlinge hatte. Doch bei einer Zeitung, die man dafür loben kann, „dass sie jetzt mithilft, die rechten Geister zu bekämpfen …. sollte [man] aber immer im Hinterkopf behalten, dass sie jahrelang dabei mitgeholfen hat, sie zu rufen“ (Bild Blog)
Derzeit nur verhaltener Unmut bei den Stammtisch Einpeitschern von der CSU
Bis auf den „Neger“-Ausrutscher des tapsigen bayerischen Innenminister Joachim Herrmann (CSU) in der WDR-Talkshow „Hart aber fair“ und die unbeholfene, peinliche Begrüßung eines im ersten bayerischen Aufnahmezentrum für Balkan-Flüchtlinge in Manching untergebrachten Flüchtling durch die staatlich geprüfte Chemotechnikerin und jetzige bayerische Sozialministerin Emilia Müller (CSU), gab es von der bayerischen Bevölkerung, besonders der in München, nur positiv bemerkenswertes zu berichten.
„Wenn Deutsche freundlich sind, dann richtig“
beschreibt der Verleger der Wochenzeitung „Der Freitag„, Jakob Augstein in seiner Kolumne auf „spon“ die Münchner Hilfsbereitschaft. Am 1. September, als Hunderte, in Ungarn nicht registrierter Flüchtlinge, darunter viele Syrer, von Budapest mit dem Zug in der bayerischen Landeshauptstadt ankamen, wurden sie von den Münchnern u. A. mit Brezen und Plüschtieren begrüßt.
„In München musste die Polizei die Leute fortschicken, die mit Geschenken in den Händen die Flüchtlinge am Hauptbahnhof willkommen heißen wollten: Es waren zu viele“.
3 Tage später verlor man in Ungarn vollends die Kontrolle und Österreich sammelte mit Bussen die zu Fuß aus Budapest nach Wien geflüchteten Menschen von den Wiener Autobahnen. Mit Zügen aus Ungarn kamen am Wochenende in München bis zu 8000 12.000 nicht registrierte, überwiegend syrische Bürgerkriegs-Flüchtlinge an.
Vorbei an „Welcome to Munich“ Plakaten, Geschenke und Lebensmittel verteilender freiwilliger und ehrenamtlicher Helfer wurden die Flüchtlinge am Wochenende zu Münchner Erstversorgungseinrichtung gebracht um anschließend auf Unterkünfte in verschiedene Bundesländer verteilt zu werden.
Zum Beispiel nach Thüringen. Auch am dortigen Ankunftsbahnhof Saalfeld standen hunderte Bürger -unter ihnen der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke)- und empfingen die Flüchtlinge mit Beifall, Geschenken und einem insgesamt hellen Beispiel aus „Dunkeldeutschland“. Die Flüchtlingskrise sei zwar eine Herausforderung, so Ramelw in den tagesthemen, aber: „Wir müssen das schaffen, wir werden das schaffen und wir wollen es auch schaffen“
(Im Gegensatz zu Ministerpräsident Ramelow ließ Bayerns Ministerpräsident -und CSU Vorsitzender- Seehofer sein CSU-Präsidium lieber vor einer „zusätzlichen Sog-Wirkung“ warnen und die kurzfristige Merkel Entscheidung, das „Dublin-Verfahren“ vorübergehend auszusetzen, also die Flüchtlinge aus Ungarn in Deutschland aufzunehmen, als „falsche Entscheidung des Bundes“ kritisieren)
Führt Ungarns Kontrollverlust bei Flüchtlingen direkt zu einer unschönen Motivation Deutschlands?
Die “Dublin-Verordnung“, eine in der Hauptsache von und für das Mittelland Deutschland konstruierter Abschottungsvertrag, nach der Flüchtlinge in dem EU-Land in dem sie zuerst registriert wurden bleiben müssen oder dorthin zurück überstellt werden, diese Verordnung wurde für Flüchtlinge aus Syrien bis auf weiteres in Deutschland ausgesetzt. Syrer können zudem, im Gegensatz zu anderen Asylbewerbern, in Deutschland fest mit ihrer Anerkennung rechnen.
Und jetzt die unangenehme Frage: Warum diese eigenartige „Ausnahme“ für syrische Flüchtlinge?
Der Vorsitzende eines Vereins für Frieden, Freundschaft und Völkerverständigung in Pfaffenhofen, Bernd Duschner vom „Freundschaft mit Valjevo e.V.“ glaubt die Antwort zu kennen.
Syrien und das syrische Volk sollen ausgehungert werden!
Die EU, USA und die Golfmonarchien verhängten vor vier Jahren ein Embargo gegen Syrien: seine Auslandsguthaben wurden eingefroren, Importe aus Syrien verboten. Der Boykott zielt auf eine Verschlechterung der Lebensverhältnisse bis hin zu Hunger und Tod.
Hinter der vergleichsweise privilegierten Behandlung syrischer Flüchtlinge in Deutschland stehen keine humanitären Überlegungen. „Die Bundesregierung weiß: Die Flucht aus Syrien nach Mitteleuropa ist kostspielig. Nur Angehörige der Mittelschichten, die über gute Ausbildung und Qualifikationen verfügen, haben noch das dafür notwendige Geld. Unter ihnen sind viele Ärzte, IT-Spezialisten, junge Menschen mit Hochschulreife oder Studium und Fachkräfte. Für sie soll der Anreiz erhöht werden, ihr Land zu verlassen. Syrien aber soll beschleunigt ausgeblutet werden“ schreibt Duschner auf den „NachDenkSeiten“
Ein Volk gezielt aushungern, ist ein Verbrechen
Durch diesen Exodus verliere das Land „nicht nur seine besten Fachkräfte, sondern auch große Mengen Devisen, die ihm so dringend fehlen.
Welche Folgen dies für die Lebensbedingungen der breiten Massen von Millionen Syrern hat, die eben nicht fliehen können, für das dortige Gesundheits- und Bildungswesen, einen späteren Wiederaufbau“, spiele bei den Überlegungen unserer Regierung und in den Massenmedien keine Rolle, so Duschner.
Duschner startete deshalb eine -mittlerweile von 10 Bundestagsabgeordneten und über 2000 weiteren Personen unterzeichnete- Initiative mit der Forderung „dass die Bundesregierung endlich die Wirtschaftssanktionen aufhebt, sich konsequent für ein Ende der Waffenlieferungen an islamistische Gruppen einsetzt, ihre Botschaft in Damaskus wieder öffnet und sich aktiv als Vermittler für eine Friedenslösung einsetzt.“
Syrer in Deutschland willkommen, Syrer in Syrien sollen derweil durch „demokratischen Interventionismus“* von der EU und den USA auf Linie gebracht werden.
Nach Ansicht von Beobachtern ist Syrien ein Musterfall dafür, dass jede Form des demokratischen Interventionismus scheitern muss.
Und so werden Syrer weiter unter Strapazen mit Kind und Kegel aus ihrem Heimatland nach Europa fliehen, bis zum möglichen Stimmungswandel auch weiterhin in Deutschland mit einem „warm welcome“ begrüßt werden und beim Mitverursacher ihrer Fluchtgründe eine bessere Welt und geordnete Lebensumstände vorfinden.
Zumindest so lang, bis die hier Angekommenen womöglich anfangen, sich für die politischen Zusammenhänge und Hintergründe ihres zurückliegenden Leidens zu interessieren. Und sich fragen, warum, als sie noch in ihrer Heimat Syrien waren, die Regierung dieser im Herbst 2015 so freundlichen deutschen Menschen, so vollkommen unfreundlich, berechnend und mitleidlos sein konnte.
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* Demokratischer Interventionismus: Ein Bürgerkrieg der einen Regimewechsel mit militärischen Mitteln hin zu demokratischer Herrschaft ermöglichen soll)
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