AfD Wahlkampfauftakt in der Hallertau – Volles Haus dank Parteiprominenz

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Beatrix von Storch: „Wir wollen Leute aus anderen Kulturkreisen

Aussagen in Presseberichten zu Besucherzahlen bei einer Veranstaltung sind immer irgendwie zweifelhaft. (Siehe weiter unten) Wer zählte, mit welchem Hintergedanken, und konnte der Zählende wegen zu geringer Körpergröße oder eventuell nur kurzzeitiger Verweildauer die Veranstaltung in ihrer Dimension überhaupt objektiv erfassen? Was man von der AfD-Veranstaltung am Sonntag den 9. Juli aber mit Sicherheit sagen kann: Der Publikumszuspruch war um einiges gewaltiger als bei einer vergleichbaren Veranstaltung am Tag zuvor in Augsburg.

Am Tag zuvor sprach Beatrix von Storch vor rund 100 Zuhörern als Gastrednerin auf einer AfD-Wahlveranstaltung in der Schwabenmetropole Augsburg. Fast ebenso viele Gegendemonstranten (80) befanden sich vor dem Gebäude. Die von der dortigen Presse als „umstrittene“ Europaparlamentarierin (und Berliner Direktkandidatin für die BTW17) beschriebene Rechtsanwältin soll wegen provokanter Äußerungen ja sehr stark polarisieren.

Scheinbar eine Eigenschaft, der man in Oberbayern, genauer in der Hallertau einen anderen Stellenwert einräumt. Jedenfalls waren der Einladung des Hallertauer AfD-Stimmkreisabgeordneten Johannes Huber, Beatrix von Storch nicht weit von Wolnzach entfernt, in Osseltshausen reden zu hören, trotz kurzfristiger Bekanntgabe des Veranstaltungsortes viele politisch Interessierte in unerwartet großer Zahl gefolgt. Der auf der Homepage des Gasthauses mit 200 Plätzen ausgewiesene Saal war brechend voll. (Vor dem Eingang Stehende nicht eingerechnet) Gegendemonstranten wurden keine gesichtet. Am Land herrsche eben „Antifa-freie Zone“ stellte Huber fest.

In der Onlineausgabe der Freisinger Regionalausgabe der „SZ“ konnte man später von „120 Anhängern der Partei“ lesen, vor denen man „völlig unbehelligt“ diese Veranstaltung abhalten konnte. Bei „Merkur.de“ war “der Saal voll“, wobei man die Besucherzahl in der unmittelbar nach der Veranstaltung veröffentlichten Artikel-Version mit „150“ angab, um sie in einer späteren, aktualisierten Version mit „rund 120 Menschen“ der SZ-Sichtweise anzugleichen.

Da in der jüngeren Vergangenheit Besitzer von Gaststäten und Wirte bedroht wurden, sie müssten mit Konsequenzen rechnen, sofern sie der AfD einen Veranstaltungsraum zur Verfügung stellten, musste man sich für die Veranstaltung in der Hallertau zuerst unter einer E.mail Adresse anmelden, um nur Stunden vor der Veranstaltung eine Antwort mit Uhrzeit und Veranstaltungsort zu bekommen. Spaßeshalber bezeichnete man diese Vorgehensweise bei den AfD-Organisatoren neudeutsch als „Flashmob

Warum er zum Wahlkampfauftakt denn ausgerechnet eine „Preußin“ einlud, (Frau von Storch ist in Lübeck geboren und kandidiert in Berlin) beantworte Johannes Huber mit Verweis auf einen Ausspruch des verstorbenen Bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß. „Wenn’s drauf ankommt, müssen die Bayern die letzten Preußen sein. Bei dem Ausspruch ging es Strauß um konservative Tugenden. Deshalb ist es richtig, Beatrix von Storch in Bayern als Gast begrüßen zu dürfen“.

Auch wenn es sich etwas flapsig anhört, Frau von Storch wurde den in sie gesetzten Erwartungen mehr als gerecht.

Mit provokanten Zuspitzungen kommentierte sie politische Aussagen und Meldungen relevanter Gruppen oder parteipolitischer Gegner. Selbst als unvoreingenommener Beobachter musste man sich trotz des bekannten „Mausausrutschers“ unentwegt fragen, warum diese Frau mit dem Label „umstritten“ etikettiert wird, obwohl sie doch nur den Finger in die Wunden der für den Großteil der Bürger fragwürdigen Zustände der deutschen Politik legt. (Beispiel 1Beispiel 2)

In ihrer Rede zitierte von Storch zum Beispiel eine im Berliner „Tagesspiegel“ abgedruckte Aussage des stellvertretenden Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime, die dieser im Zusammenhang mit der von ihm abgelehnten Demonstration von „Muslime gegen den Terror“ machte.
Ihrer Ansicht nach stellte er darin Tote bei Terroranschlägen von muslimischen Attentätern auf dieselbe Ebene mit Sachbeschädigungen und Schmierereien an Moscheen oder öffentlichen Beschimpfungen von Kopftuchträgerinnen. „Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass dieser Mann einen Anschlag auf diese Mosche -der darin bestehen kann, das eine Salamiwurstscheibe auf das Grundstück geworfen wird- als schmerzhaft empfindet. Denn es verletzt seine religiösen Gefühle“. Dafür habe sie als „Glaubende“ Verständnis, so von Storch. Doch Tote mit Schmierereien gleichzusetzen, „ist mit unserer Kultur nicht vereinbar“.

Eineinhalb Stunden durch die deutsche Politik mit Beatrix von Storch

Forderungen aus den Reihen der Muslime, das sich alle vom Terror distanzieren müssen, beantworte von Storch mit der Gegenfrage, ob es nicht besser sei, das Muslime „sich vom islamischen Terror distanzieren“ müssten. „Ich muss das nicht“ zog von Storch die Linie der Abgrenzung.

Wenn es Terror geben würde, im Namen von Jesus Christus, mit der Hand auf der Bibel, dann werde ich auf die Straße gehen und eine große Demonstration organisieren. Und ich denke sie wären alle da“ bekundete von Storch unter dem Beifall der Zuhörer.

Wie kann es sein, das ein in seinem Heimatland an „Leib und Leben Gefährdeter“ bei uns in Deutschland Schutz sucht, und wenig später einen Urlaub in seinem, ihm angeblich nach dem Leben trachtenden Heimatland verbringt“.

Wenn man sich ein Zitat des ARD-Magazins „Panorama“ im Zusammenhang mit den Ausschreitungen beim G20 Gipfel in Hamburg betrachtet, „stelle ich mal die Frage, wie sinnvoll es ist, seine GEZ-Gebühren zu bezahlen“ sprach von Storch die kritische Haltung der AfD gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk an. Zitat Panorama: „Es fällt zur Zeit wirklich schwer, nicht an eine Verschwörung zu glauben, einen geheimen Plan der Hamburger Polizei, um die Stadt in rauchende Trümmer zu verwandeln“.

Von Storch ging mit Blick auf das Personaldefizit auch auf die ca. 18 Millionen Überstunden bei der Polizei und den Investitionsstau von etwa 100 Millionen Euro bei der Bereitschaftspolizei ein. Mit Blick auf den Linksextremismus und den Polizeischutz „den wir brauchen“, müssen die durchaus vorhanden Mittel (zum Beispiel bei der sicherlich richtigen Bekämpfung des Rechtsextremismus) „etwas anders gewichtet werden“.

Warum brauche man 25-30 Polizisten für jeden der etwa 500 bis 800„Anis Amris im Land (Gefährder). „In meinen Augen braucht es für jeden Gefährder nur zwei Polizisten. Einen rechts von dem Gefährder, einen links von dem Gefährder auf dem Weg ins Gefängnis. Zur direkten Abschiebung“ tendiert von Storch zu einer personalschonenderen Lösung.

Warum fordern Regierungsparteien immer etwas, was sie schon längst selber umsetzen könnten?

Warum muss ein im Laufe seines Asylverfahrens straffällig gewordener seine Strafe erst in Deutschland verbüßen, anstatt ihn nach dem Richterspruch sofort an Ort und Stelle „nach Hause in sein Heimatland zu schicken“.

Wir wollen, dass Menschen aus anderen Kulturkreisen zu uns kommen und Deutsche werden können“. Doch dafür sollten wir unsere Kultur nicht opfern, fordert von Storch. „Wir wollen ein kanadisches Einwanderungsrecht“ in dem wir „nach unseren Regeln Einwanderung reglementieren können“.

Von Storch zitiert dazu aus der Kurzusammenfassung das „Impulspapier der Migranten-Organisation“, in der die zentrale Frage aufgeworfen wird, „wie in einer Einwanderungsgesellschaft gleichberechtigte Teilhabe ermöglicht werden kann“. Ein wichtiger Schlüssel dazu sei die interkulturelle Öffnung der Gesellschaft.

Von Storch interpretiert die darin enthaltene Forderung folgendermaßen: „Wir sind jetzt da, wir haben eine Kultur, die ist anders als eure und um ehrlich zu sein, eure Kultur passt uns nicht so richtig“. Also mischen wir unsere unterschiedlichen Kulturen doch zusammen und dann können wir uns hier auch wohlfühlen, entnimmt von Storch dem Papier.

Das sei ein Anspruch, so von Storch, „bei dem eine Sache vollkommen verkehrt geht“. Man müsse zwischen Asylanten, Migranten und Flüchtlingen unterscheiden. Alle die bisher „bei uns jetzt so eingeströmt sind, kamen ja außerhalb irgendwelcher von uns aufgestellter Regeln“ beschreibt von Storch die derzeitige Zuwanderungssituation. „Flüchtlinge, also Menschen die um ihr Leben gerannt sind, kämen doch im Traum nicht darauf, unverschämte Forderungen zu stellen. Sie sind dankbar dafür das wir sie gerettet haben“.

An den von den Zuhörern mit Standing Ovation gewürdigten, gut eineinhalb stündigen Vortrag, bei dem von Storch redete „bis das Mikrofon nicht mehr konnte“ (das Headset verabschiedete sich wegen eines technischen Defekts) schloss sich für die AfD-Vorstandvize und den AfD-Bundestagskandidaten Freising-Pfaffenhofen-Schrobenhausen, Johannes Huber noch eine äußerst lebhafte Fragerunde mit Befürwortern und Andersdenkenden an.

Schlussbemerkung: Das von Storch nach der Veranstaltung nicht zum vereinbarten Interview erschien, musste ich verschmerzen. (Nach Aussage des AfD-Organisators Tobias Teich war daran ein beunruhigender Anruf mit schlechten Familiennachrichten schuld)

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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