BTW 17 – Der STUSS der Woche -Kandidat Dieter Janecek aus Wolnzach (GRÜNE)

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Wie verhuscht darf ein sich zur Wiederwahl anschickender Grüner Abgeordneter sein?

Dass Personen mit österreichischen Wurzeln, wie z.B. der am 25. Mai 1976 geborene Dieter Gerald Janecek, in ihrem späteren Leben -dann mit deutschem Pass (seit 2004 ist Janecek deutscher Staatsbürger).- in Deutschland politische Kariere machen, soll ja schon vorgekommen sein. (Ich weiß, dieser Einstieg ist jetzt sehr, sehr böse. Erschließt sich aber am Ende des Artikels)

Der studierte Politikwissenschaftler Janecek zumindest zog über die Landesliste der bayerischen Grünen 2013 (Platz 4) als einer von 63 Abgeordneten dieser Partei in den Deutschen Bundestag ein.

Als Mitglied im 92 köpfigen „Ausschuss für Wirtschaft und Energie“ im Deutschen Bundestag wurde ihm von seiner Fraktion die Rolle als „wirtschaftspolitischer Sprecher der Grünen“ zugewiesen. (Jürgen Trittin, früherer Landes- u. Bundesminister, ebenfalls Grüner und Mitglied im Ausschuss, hatte wohl dankend abgelehnt)

Nicht zuletzt wegen dieser ihm von seiner Partei zugewiesenen Rolle im Rücken, kandidiert der in Wolnzach im Landkreis Pfaffenhofen lebende ehemalige PR-Berater als Direktkandidat -erneut relativ aussichtslos- im Münchner Westen für den Bundestag.

Doch da man ihn auf der bayerischen Landesliste der Grünen von Platz 4 auf Platz 6 abgerutschten ließ, somit ein über die Landesliste ehemals sicher geglaubter Wiedereinzug in den Bundestag am 24. September durch die erstarkte Parteienkonkurrenz von FDP und AfD etwas wackeliger wurde, versucht Janecek das zu tun, was jeder Public Relation affine Politiker tun würde: Er versucht sich publicityträchtig in Szene zu setzen.

Zum Beispiel im Bayerischen Fernsehen als politische Rollen tauschender AfD-Wahlkämpfer oder als Politiker, der gerne für Interviews bereitsteht.

Ich staunte nicht schlecht, als ich die neueste Ausgabe der „Lebensmittel Zeitung“ (LZ), die führende Fach- und Wirtschaftszeitung der Konsumgüterbranche in Deutschland vom Wochenende durchblätterte. (Ausgabe 37)

Auf einer ganzen Seite (O.K., die knappe Hälfte davon zierte sein oft verwendetes Bild aus dem Zyklusblank geputzte Schuhe) durfte er sich unter dem Label „Bundestagswahl 2017“ unter anderem für „Gesetze gegen allzu günstiges Fleisch“ für „Einzelhandel in Innenstädten“ und „elektrisch angetriebene Lieferwagen“ aussprechen.

Und er äußerte sich, genau das ist jetzt der Stuss in diesem Interview, zur Erlaubnis des vormaligen Wirtschaftsministers Sigmar Gabriel, zur Übernahme von Kaisers Tengelmann durch EDEKA.

Frage LZ: Hätte ein Minister der Grünen genauso entschieden?

Antwort Janecek: Nein, wir hätten vermutlich anders entschieden. Ich denke, die Übernahme hat nicht zu mehr Arbeitsplätzen und nicht zu mehr Vielfalt für die Kunden gesorgt.

Jetzt habe ich weder BWL noch Politikwissenschaften studiert, bin aber diesbezüglich nicht ganz unterbelichtet. Ich lasse jetzt die grammatische Fehlstellung beiseite und frage ganz einfach:

Wie verhuscht muss man als Grüner Abgeordneter sein, um so etwas von sich zu geben?

Über die Einlassung zur „Vielfalt“ kann man ja diskutieren, aber seit wann entstehen bei einem Zusammenschluss von zwei Unternehmen „mehr Arbeitsplätze“? Den Fall hätte ich gerne gekannt!

Im günstigsten Fall bleiben Arbeitsplätze erhalten, im Regelfall werden Arbeitsplätze abgebaut (Im Fall Tengelmann/EDEKA gibt es die Auflage, nach der Fusion die 16.000 Arbeitsplätze bei Tengelmann über mindestens fünf Jahre zu erhalten und die Mitarbeiter nach Tariflohn zu bezahlen).

So richtig wundere ich mich beim Kandidaten Janecek eigentlich über gar nichts mehr. (Ab hier dürfte sich der „böse Einstieg“ in diesen Artikel erschließen)

Besonders nicht ab dem Zeitpunkt, als er mir wegen eines Berichts über eine Wahlkampfveranstaltung der AfD auf „Bürgersicht“ in einer längeren Kommentarstrecke auf facebook fortgesetzt und juristisch grenzwertig vorwarf, journalistisch unsauber zu arbeiten und auf der „braunen“ Seite “Bürgersicht“ „Propaganda“ für diese Partei zu betreiben. (Wie „braun“ wir bei „Bürgersicht“ sind, kann man am Ende jedes Artikel in der Angabe über den jeweiligen Autor nachlesen) 

Ab diesem Zeitpunkt galt er bei mir als verpeilt, uninformiert und trotzdem meinungsstark, und deshalb nicht satisfaktionsfähig.

Bei derartigen, durch keinerlei Sachkenntnis getrübten Aussagen wie der zur Fusion von Tengelmann/EDEKA, darf man sich nicht wundern, sollte die Gruppe der Nichtwähler bei der anstehenden Bundestagswahl wieder anwachsen.

Als „wirtschaftspolitischer Sprecher“ mit „niederbayerischem Migrationshintergrund“ (Eigenbezeichnung Janecek) sollte man doch wissen, wer Unpassendes daherschwätzt, „dem sei Red hat koa Hoamat.

Auch keine im Bundestag.

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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