Werden SIE anonymer und holen sie sich ihre digitale Mündigkeit zurück!
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Als der spätere Apple-Guru Steve Jobs noch „Breakout“ bei „Atari“ konstruieren ließ und die technikaffinsten meiner Generation in die nächsten Level der tollen und innovativen „Arcade-Games“ an ihren monochromen „Green-Screen-Monitoren“ vordrangen, träumte man in den USA beim damals führenden Computerhersteller IBM bereits vom intelligenten Kühlschrank, der selbstständig die Milch nachbestellen kann.
In dieser Gedankenwelt sollte die Technik den Nutzer unterstützen, ihm zu Diensten sein und keinesfalls undurchsichtige, auf Nutzerdaten basierende Geschäftsmodelle oder politische Begehrlichkeiten unterstützen.
Datenschutz, Internet, bestimmte zellulare Mobilfunkdienste oder W-Lan, vier in der heutigen Ausprägung damals noch vollkommen unbekannte Vokabeln, konnten demzufolge ihre Wirkung noch nicht entfalten. Während Datenschutz, er steht für die Begrenzung einer sich überbordend anfühlenden Datensammelwut unterschiedlichster Interessengruppen, den Bürger vor Missbrauch schützen soll, machen Internet, Mobilfunk, W-Lan oder WIFI diesen Missbrauch erst möglich.
Gefragtes bekommt man nur mit ungefragtem, nützliches nur zusammen mit unnützem.
Zwar vernetzen sich auch heute die wenigsten Kühlschränke mit dem Supermarkt um die Ecke und bestellen dort die im heimischen Tiefkühlfach fehlende Pizza, doch dafür schickt die Lieblingspizzeria dem Kühlschrankbesitzer das aktuelle Abendangebot auf sein „smartes“ Mobiltelefon, sobald er auch nur zwei Straßen von ihr entfernt nach der Arbeit seine Anzüge aus der Reinigung abholt.
Und so dumm es einem auch vorkommen mag: US-amerikanische und englische Geheimdienste haben es sich zur Aufgabe gemacht -im Rahmen ihrer staatlich verordneten, und von Deutschland durch Geheimabkommen sanktionierten Anti Terror Abwehr- diese Information sammeln und auswerten zu können.
Auf dem Weg nach Hause wird der Kühlschrankbesitzer von seinem Auto um einen sich anbahnenden Stau herum navigiert und über die gerade sehr günstigen Spritpreise einer bisher nicht gekannten Tankstelle informiert, an der man dank der vom „Globalen Positionsbestimmungssystem“ (GPS) errechneten Stau-Umfahrungs-Route gleich vorbeikommen würde.
Das man den hinter einer Hecke lauernden Radarwagen eines staatlichen/städtischen Abzockers beim zu schnellen Fahren auf der kerzengeraden Landstraße nicht gemeldet bekam, lag nicht an den fehlenden technischen Möglichkeiten, sondern an der gesetzlich unzulässigen Nutzbarkeit moderner Radarwarner.
(Der spätere Versuch, die Geschwindigkeitsüberschreitung zu leugnen, führte dem Kühlschrankbesitzer seine digitale Unmündigkeit vor Augen. Hatte er doch beim Autokauf -freiwillig- seine Einwilligung dazu gegeben, staatlichen Stellen bei Bedarf die Daten des elektronischen Kfz-Logbuchs zu übergeben. Anhand von Tachosignal, GPS und Kennung des persönlichen System-Boot-Keys war die Sache klar. Sowohl Kühlschrankbesitzer als auch sein Auto waren zur fraglichen Zeit am fraglichen Ort)
In den eigenen Vier Wänden machen sich die Datensammler besonders gerne breit. Unerkannt!
Vom „smarten“ Fernsehgerät mit Computer-Zusatzfunktionen über die komfortable Webcam im „skyp“-fähigen Laptop, dem geschwätzigen Drucker, der nützlichen „Freundeslistenverwaltung“ ihres „sozialen Netzwerkes“ bis zu den praktischen „Wearables“, zum Beispiel dem Ding am Handgelenk, dass nicht mehr nur die Zeit anzeigt, sondern auch die zurückgelegte Wegstrecke des Tages zusammen mit weiteren individuellen Werten registriert um sie im „Self-Tracking-Modus“ mit den Vergleichsdaten
in einer der unzähligen Datenbanken,
in einer der unzähligen Server-Farmen,
in einer der unzähligen Untergeschosse,
in einer der unzähligenden Dom ähnlichen Hallen
in den unendlichen Weiten der US-amerikanischen Prärie abzugleichen.
Sie alle „telefonieren nach Hause“, sammeln Daten über sie SIE, ihre Angewohnheiten und Vorlieben und schicken diese Daten an ihnen unbekannte Auftraggeber.
Wir sollten unser Gehirn wieder anschalten und uns der digitalen Verantwortung stellen.
Doch wie macht man das?
Als Einstieg vielleicht das Video vom Anfang dieser Seite ansehen. Die Netzphilosophin Leena Simon erklärt anlässlich der Verleihung des BigBrotherAwards 2014 (11. April in Bielefeld) „Digitale Selbstverteidigung“ und wie man sich digitale Mündigkeit bewahren kann.
Als zweiten Schritt empfehle ich die Seite „telefoniert-nach-Hause“, eine Fleißaufgabe des System- and Networkengineer Christian Drieling aus Delmenhorst, der sich nach einem Aufruf des deutschen IT-Sicherheitsexperten und Weblogers Felix von Leitner (fefe ) dransetzte, unter anderem geschwätzige Gebrauchselektronik aufzulisten.
Der demnächst zwischen BRD und USA beginnende „Cyber-Dialog“, die dümmliche Umschreibung für „wir werden kein No Spy -Abkommen hinbekommen“ wird zeigen, das sich staatliche Datensammelwut nicht eindämmen lässt. Privatwirtschaftliche unter dem Kampfbegriff „Fortschritt“ schon erst recht nicht!
Was bleibt ist intelligenter Selbstschutz und die Erkenntnis, wenn uns unsere eigene Infrastruktur schon versucht zu hintergehen, dann ist es höchste Zeit, vermeintlichen Paranoikern bei ihrer Argumentation zumindest zuzuhören!
Fröhlichen Erkenntnisgewinn
Bernd M. Schuhböck
Update 07.02.2015:
TV Hersteller Samsung warnt: Bitte achten Sie darauf, nichts Privates vor unseren Smart TVs zu erzählen.
Wie Netzpolitik.org berichtet, wird Samsung-Kunden in der Endbenutzer-Lizenzvereinbarung (abgekürzt EULA) geraten, über nichts Privates vor ihren Smart Fernseher zu sprechen.
Der Grund: Die Spracherkennung zeichnet das Gesagte auf und schickt es an die für die Bearbeitung der Sprachbefehle verantwortlichen Server von Drittanbieter. Dies gelte aber nur bei aktivierter Sprachsteuerung.
(Warum sollte man sich diesen Fernseher wohl kaufen, wenn nicht wegen der Sprachsteuerung?! U-N-D warum muss die „Sprachsteuerung“ zu „Servern“ von „Drittanbietern“ führen?)
Update 27.02.2015:
Smart-TVs sind Datenschleudern. Sogar bei normalem Fernsehbetrieb!
Das Bayerische Landesamt für Datenschutzaufsicht (BayLDA) hat in einer bundesweit abgesprochenen Prüfaktion Smart-TV Geräte von 13 Herstellern, die etwa 90% des Marktes in Deutschland abdecken sollen, daraufhin untersucht, welche Daten bei Nutzung der Geräte fließen.
Ergebnis: Die Geräte telefonieren häufig nach Hause – sogar beim normalen Fernsehgucken