Schweizer Studie analysiert die Berichterstattung zum Angriff auf einen Hilfskonvoi bei Aleppo
Eine Studie des „Forschungsprojekts zu Propaganda in Schweizer Medien“ untersuchte die Berichterstattung des Schweizer Radio und Fernsehens (SRF), und als Ergänzung die Berichterstattung des ZDF vom 20. September 2016 zum Angriff auf einen Hilfskonvoi des Syrisch-Arabischen Roten Halbmonds und der UNO in der Nähe von Aleppo am Tag zuvor. Es handelt sich dabei um ein Ereignis im Rahmen des Syrienkrieges, das weltweit für Schlagzeilen und Bestürzung gesorgt hat. Die Resultate der Untersuchung sind alarmierend.
Das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) leistet mit seinen Nachrichten- und Informationssendungen einen wichtigen Beitrag zur öffentlichen Meinungsbildung in der Schweiz. Doch wie objektiv und kritisch berichtet das SRF über geopolitische Themen? Um dies zu überprüfen, wurde erstmals eine systematische Analyse der SRF-Berichterstattung zu einem geopolitischen Ereignis durchgeführt.
Nachrichten = Abbild des Geschehens / Propaganda = Beeinflussung in eine bestimmte Richtung
Die Resultate sind alarmierend: In allen untersuchten Beiträgen des SRF wurden Propaganda- und Manipulationstechniken auf redaktioneller, sprachlicher und audiovisueller Ebene festgestellt. Beispiele sind die Zuteilung von Redezeit an nur eine Konfliktpartei, die intransparente Kennzeichnung von Drittquellen, die Auslassung von Kontext, tendenziöse Formulierungen, unbelegte Behauptungen und Suggestionen, manipulative Bearbeitungen von Filmmaterial sowie Falschübersetzungen. (Die ergänzende Betrachtung der ZDF Nachrichten von 19 Uhr und 21:45 Uhr ergab vergleichbare Auffälligkeiten)
Wir sind die Guten – Propaganda zugunsten der Sichtweise von USA und NATO
Alle verwendeten Manipulationstechniken fielen zugunsten der Konfliktpartei USA/NATO aus. Insgesamt muss somit von einer einseitigen, selektiv-unkritischen und wenig objektiven Berichterstattung durch das Schweizer Radio und Fernsehen gesprochen werden. (Siehe auch die kompaktere Analyse für das ZDF) Wobei in der Studie auch mögliche Ursachen für diesen Befund aufgegriffen wurden.
Aufgemerkt! Genau hinhören wenn in der „Berichterstattung“ über Konflikte folgendes „mitschwingt“:
Das andere Lager (der Feind) trägt die alleinige Schuld am Krieg , wir sind friedliebend und wollen den Krieg eigentlich nicht, das andere Lager hat dämonische Züge, wir kämpfen für eine gute Sache, die Anderen für eigennützige Ziele, das andere Lager begeht mit Absicht Grausamkeiten, bei uns ist es Versehen, unsere Mission ist heilig.
HIER geht’s zur Website der Studie.
Manipulation in der „Berichterstattung“ hat viele Gesichter.
Von den in der Studie beleuchteten Propaganda- und Manipulationstechniken, über die unkritische Verbreitung von Lügen Dritter bis zur gezielten Weigerung, Sichtweisen oder Informationen der „anderen Seite“ überhaupt warzunehmen: Manipulation in „Berichterstattung“ hat viele Gesichter.
Als Beispiel für letzteres ein Ausschnitt aus der Rede des syrischen Botschafters bei den Vereinten Nationen, Baschar Dschaafari. Gehalten am 10. September 2016 vor der Konferenz des Schiller-Instituts in New York. (In dem folgenden Teil seiner Rede ging es um die -von der UN verschleppte- Aufklärung der Anschuldigungen, die syrische Armee hätte Giftgas eingesetzt. Carla del Ponte, Mitglied der Unabhängigen Untersuchungskommission der Vereinten Nationen, wurde entlassen, nachdem sie befand, es seien bewaffnete Oppositionsgruppen gewesen)
„…… Ich versuche, als Botschafter meines Landes mein Bestes zu geben, um diese Informationen den Medien mitzuteilen, die bei den Vereinten Nationen akkreditiert sind. Aber wissen Sie was? Jedesmal, wenn ich in den Räumen neben dem Sicherheitsrat das Wort ergreife, wo gewöhnlich zwischen 50 und 100 Reporter aus der ganzen Welt stehen, die als Journalisten und Reporter bei der UNO akkreditiert sind – sobald ich anfange zu reden, verschwinden 50 davon sofort. [Lachen.] Denn sie wollen nicht zuhören und sie wollen nicht darüber berichten. Das Entscheidende für sie ist: Wenn sie zuhören würden, dann wären sie mehr oder weniger verpflichtet, zu berichten. Deshalb ist die beste Methode, die Berichterstattung zu vermeiden, es zu boykottieren und gar nicht da zu sein.“
Nachfolgend die komplette Rede des Syrischen UN Botschafters Baschar al-Dschafari (mit deutscher Übersetzung)