„Roms unbekannte Grenze“ vor den Toren Geisenfelds

Lesedauer 4 Minuten

Manchinger Museumschef Dr. David bestürzt über Schließung des Geisenfelder Heimatmuseums.

von Beate Kreis-Nücken

Das ist ein Kulturangriff der besonders invasiven Art. Siebenundzwanzig Wissenschaftler aus Rumänien, Ungarn und Polen sowie elf Forschungseinrichtungen haben zusammengewirkt, damit ihre kulturelle Konterbande nach Manching gelangen konnte.
Das Römer- und Keltenmuseum in Manching zeigt eine Sonderschau mit dem Titel „Roms unbekannte Grenze“. Kelten, Daker, Sarmaten und Vandalen haben im Norden des Karpatenbeckens in Siebenbürgen/Rumänien gelebt. Davon zeugen zahlreiche archäologische Kostbarkeiten, die sich normalerweise in Museen in Rumänien und Ungarn befinden. Die Ausstellung thematisiert den Zeitraum vom 4. Jahrhundert vor Christus bis zum 4. Jahrhundert nach Christus. Dieser Zeitraum wurde deswegen gewählt, weil auch das Römer- und Keltenmuseum in Manching einen ähnlichen Zeitraum darstellt.

Dank der hervorragenden Kontakte des Manchinger Museumsleiters Dr. David zu osteuropäischen Kollegen, gelang es diese Sonderausstellung nach Manching zu holen.

Ein Fest der Wissenschaft war die Ausstellungseröffnung am 6. Juli 2012.

Man stelle sich vor: Zwei Dutzend Professoren und Doktoren aus Deutschland und dem östlichen Europa. Dazu zahlreiche Studenten und interessierte Archäologen sowie lokale politische Prominenz.
Von den eingeladenen Kreisräten und Bürgermeistern zeigten sich nur wenige interessiert. Insbesondere fehlten der Geisenfelder Bürgermeister und sämtliche Stadträte, sowie der Vohburger und der Wolnzacher Bürgermeister.

Mit großem Beifall bedacht wurden ein ungarischer und ein rumänischer Wissenschaftler, die ihre Grußworte in deutscher Sprache vortrugen. Sehr beeindruckend war eine Botschaft der Direktorin des Museums Klausenburg, Dr. Carmen Ciongradi. Da die Dame zu einem Gespräch mit ihrem Kulturminister bestellt war, konnte sie leider nicht anwesend sein. In dem vorgelesenen Text berichtete sie, dass sie schon in jungen Jahren von der Archäologie und von der römischen Geschichte fasziniert war. Da die Grundlagen der Erforschung der Geschichte Roms von deutschen Wissenschaftlern geleistet wurden, habe sie die deutsche Sprache erlernt. Im Verlauf ihres Studiums haben sie mehrere Stipendien der Hanns-Seidel-Stiftung nach Deutschland geführt. In Deutschland habe sie promoviert und ihre Doktorarbeit sei dann wiederum in Rumänien ausgezeichnet worden.

Das ist eine geradezu rührende Geschichte, die die Verbundenheit der Wissenschaftler untereinander dokumentiert und diese Geschichte ist auch für Deutschland äußerst schmeichelhaft. Nur durch intensive persönliche Beziehungen vieler Wissenschaftler war es möglich, derart viele kostbare Ausstellungsstücke so vieler osteuropäischer Museen zu bekommen. Dr. David deutete an, dass nun im manchem rumänischen und ungarischen Museum für Monate Engpässe und Lücken bestünden.

Was gibt es zu sehen?

[imagebrowser id=17]

Die Sonderschau im Römer- und Keltenmuseum läuft bis zum 17. Februar 2013. Sie zeigt Werkzeuge, Hausrat, Waffen, Schmuck auch in Gold und Silber, Münzen, Keramik, Glaswaren. Es handelt sich häufig um ganz besondere Stücke, die man in dieser Kombination nie mehr sehen wird. Man müsste ein halbes Dutzend Museen in Osteuropa aufsuchen, wenn man die zusammengestellten Stücke in der Zukunft besichtigen wollte.

Am 7.12.2012 reist Dr. Carmen Ciongradi nach Manching um dort einen Vortrag über die römische Kolonie Colonia Dacica Sarmizegetusa zu halten. Der Vortrag- gehalten in deutscher Sprache- zeigte interessante Aspekte der damaligen Stadtplanung. Wie organisierte man eine Stadt von 30.000 Einwohnern? Wie sahen die zentralen Plätze, die Foren aus?

Bezeichnend war, dass sich auch an diesem Abend kein einziger Geisenfelder Stadtrat blicken ließ. Auch die Vohburger und sogar die Manchiger Räte fehlten bis auf eine Ausnahme.
Das wurde in „Bürgersicht“ schon mehrfach thematisiert: Man hat es in den Kreisen unserer Lokalpolitiker weder mit der Kultur, noch mit der Geschichte, noch mit der Archäologie noch mit der Architektur, noch mit der Stadtplanung.
Dumm geblieben nix dazu gelernt kann man da nur sagen. Vielleicht sind auch deshalb die kommunalpolitischen Ergebnisse so kläglich.

Ein interessantes Detail am Rande:

Der Manchinger Museumschef Dr. David äußerte sich bestürzt über den Auszug des Geisenfelder Heimatmuseums aus dem alten Rathaus. Die Überraschung:
Dieser renommierte Mann hat schon sehr oft Besucher mit ins Geisenfelder Museum genommen, das er sehr schätzt(e). Kaum zu glauben, international bekannte Wissenschaftler, Professoren, Leiter großer Museen kamen in der Vergangenheit nach Geisenfeld und ließen sich von Hans Schranner begeistert die Ausstellungsstücke vorführen. Wer hätte das gedacht?

Umso schlimmer ist das Kulturbanausentum der derzeitigen Stadtregierung. Man hat das Heimatmuseum hinauskomplimentiert und die Ausstellungsstücke in einen Keller gesperrt.
Warum? Weil man im historisch interessanten Rathaus Büroräume? errichten möchte? Gibt es in der Stadt einen Mangel an Büroräumen? Wohl kaum.

Die Verantwortlichen in der Stadt haben offenbar keinen Sinn für ein Museum. Sie wissen die vorhandenen Schätze nicht zu würdigen.Ein Museum als Städte der kulturellen Begegnung, der Forschung, des Vergleichens, des Nachdenkens, das könnte ein ganz wichtiges Kraftzentrum für die Stadt werden.

Hoffentlich besinnt man sich und installiert das Museum wieder an seinem würdevollen Ort, nämlich im alten Rathaus, bevor durch Pfusch und Stümperei alles ruiniert ist.

Über nonbescher

Das Kürzel steht für einzelne Autoren, deren Erlaubnis Bürgersicht bekam, ihre auf anderen Websites erschienenen Artikel hier zweitverwertend veröffentlichen zu dürfen.

Schon gelesen?

Geisenfeld -Protest der Landwirte nimmt kein Ende

Landwirte in Oberbayern auf dem Weg zu einem Protesttreffen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert