Besitzen Sie mindestens 1 Million Dollar frei verfügbares Vermögen? Waren diese aktuell umgerechneten 763.318 Euro bis vor kurzem einiges mehr wert? Dann sind sie in guter Gesellschaft. Bereits zum zweiten Mal seit 16 Jahren mussten Reiche wegen der Marktturbulenzen Verluste einstecken. Doch keine Angst: Von Armutsrisiken sind andere betroffen!
„Buzi, was ist bei euch los?“ flötet es aus dem mit Edelsteinen verzierten Handy. Die allerbeste Freundin der Angerufenen klang besorgt. „Vor mir liegt die „Farbige“ mit der aktuellsten Aufstellung über uns. In der Liste mit den Millionären seid ihr nicht mehr drin!“
Die darauf folgenden Schrecksekunden verbrachte „Buzi“ Neureich damit, dem ihr aus der Hand gleitenden Kristallglas nachzublicken.“Buzi, hörst du noch zu? Die Verbindung klirrt so komisch„. Doch „Buzi“ starrte nur regungslos auf die Scherben und die sich zu ihren Füßen ausbreitende Champagnerlache. Die Welt war binnen Sekunden eine Andere für sie geworden. „Aber Liebelein„, flötete die Angerufene mit nassen Füssen und bemüht unaufgeregt zurück, „was schon in der „Farbigen“ steht. Was haben die nicht schon alles für Blödsinn geschrieben„.
„Das sagt die Fipsi auch“, bekräftigt Libelein am anderen Ende der Telefonverbindung. „Die habe ich vorhin auch angerufen. Weil ihr Mann auch nicht mehr in der Liste steht, wird sie den Berti von der Redaktion anrufen. Die haben sich sicher verrechnet„.
Oder auch nicht! Nach einer aktuellen Erhebungen der Schweizer Großbank „Credit Suisse“ (Global Wealth Report ) ging die Anzahl der US-Dollar-Millionäre in Europa von Mitte 2011 bis Mitte 2012 um 1,8 Millionen zurück. Insbesondere in Italien (–374.000), Frankreich (–322.000), Deutschland (–290.000).
Sofern dieser Rückgang nicht durch zu viele Bankrotteure verursacht wurde, muss man sich über Vermögende dieser Größenordnung keine allzu großen Sorgen machen. Keiner dürfte unfreiwillig aus der Kategorie „500 mögliche Butterbrote täglich“ in die „Ein Butterbrot am Tag muss reichen“ Niederungen abstürzen.
Mit Unterschreiten dieser pekuniären Grenze wird schlimmstenfalls eine in bestimmten gesellschaftlichen Kreisen zeitweise schmerzliche, aber vorrübergehende Geringschätzung einhergehen. Doch mit dem Kauf eines spritfressenden, geländegängigen Protzauto für die gerade durchs Abi gefallene Tochter dürfte dieser „Makel“ getilgt werden können.
Und wer weiß, schon Morgen wird man die Mio-Grenze erneut überschreiten können. Wie auch immer. Vielleicht mit Hilfe des Staates. Denkt man dabei an kreative Steuerverkürzung, stehen in Bayern die Chancen dafür ziemlich gut.
Nach Angaben der „Süddeutschen Zeitung“ versicherte Bayerns Ministerpräsidenten, Horst Seehofer im Juli, mit Bezug auf angekaufte CDs mit Daten von Steuersündern, man „habe genug Steuereinnahmen, wir müssen nichts zusammenkaufen„.
Ob dieses Vorgehen nun einer „Strafvereitelung im Dienst“ gleich komme, wie der Chef der bayerischen Finanzgewerkschaft, Josef Bugiel meint, oder nur eine nette Form von Altersvorsorge für „Betuchte“ darstellt, die Gruppe der von Altersarmut betroffenen Bürger würde sich über so viel staatliches Wohlwollen freuen.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sind aktuell „nur“ 15,8% der Einwohner Deutschlands von Armut bedroht.
Besonders auffällig: Die Erwerbsminderungsrentner.
Eine Studie der Deutschen Rentenversicherung listet hier eine Gruppe von 1,6 Millionen Frauen und Männer auf, in der „37% der Personen, die in Haushalten von Erwerbsminderungsrentnern leben, von Armut bedroht sind„.
Schätzungen der „Credit Suisse“ zufolge gibt es in Deutschland eine Gruppe von 4000 „sehr vermögenden Personen„, mit einem Nettovermögen von über 50 Millionen US-Dollar.
Ob sich die eine Gruppe über die Existenz der anderen Gruppe, das Ungleichgewicht und des sozialen Sprengstoff dazwischen bewusst ist?