Überwachung – Bayern unter Separatismus Verdacht

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Terror, Pegida, Lügenpresse und Vorratsdatenspeicherung – Eine Bayern-Überwachung-Satire

Nach den Pariser Terror-Anschlägen auf ein Satire Magazin und einen koscheren Supermarkt folgten überwältigend glaubhafte, hinsichtlich der Verteidigung der Pressefreiheit aber auch verlogene, besonders von Repräsentanten totalitär auftretender Regime vorgebrachte Solidaritätsbekundungen. (z.B. Türkei)

Und als zusätzliche Auswirkung der Anschläge folgte die in Deutschland im Windschatten solcher Verbrechen reflexartig geäußerte Forderung nach Vorratsdatenspeicherung (VDS)!

Auf die immer Montags in Dresden stattfindenden, von den Medien anfangs als „islamkritisch“, in den letzten Tagen verschärfend als „islamfeindlich“ bezeichneten „Pegida*“-Kundgebungen folgte die Wahl des -nicht erst bei diesen Montagsdemos- sondern bereits seit dem Aufflammen des Ukrainekonflikts widerbelebten Wortes „Lügenpresse“ zum Unwort des Jahres 2014. Das von Einsendern zahlenmäßig häufiger vorgeschlagene „Putin-Versteher“ fand keine Berücksichtigung!

Und zu allem Überfluss versagt jetzt auch noch die Schranke vor der Einfahrt zur Tiefgarage des Innenministeriums ihren Dienst! Doch das hat sich der Innenminister selber eingebrockt!

Georg, was is denn scho wida“, wollte der Mann im Fond der Dienstlimousine wissen. „Die Schranken spinnt scho wider, Herr Innenminister“ raunte Chauffeur Georg über die Schulter in Richtung seines hinter ihm sitzenden Dienstherren. „Des hama jetzt wol jeden zwoaten Dog des Gschies mit derer Schrankn“, resignierte Innenminister Wehrmann von hinten. „Geh, nimm wider an Schlüssel“ beschied er dem vor ihm sitzenden Mitarbeiter. Dieser stieg aus, hantierte mit einem Schlüssel an einem von einer Blende verdeckten Schloss und die Schranke gab die Zufahrt zur Tiefgarage frei. „In nächster Zeit lasst mi oben aussteign“ meinte der Minister. „Da hama die neue elektronische Dienstwagenerkennung von der neien Softwarefirma, der amerikanischen, de kena zwar des Handy von der Merkel ozapfa, doch des mit derer Schrankn bringas ned zum laffa“ schimpfte der Innenminister.

Immer diese Ausländer, dachte Innenminister Wehrmann nachdem ihn die Meldungen aus Paris erreicht hatten. Da hatten die Grundsatzkommission seiner Partei und diese „Pegidas“ also doch recht, wenn sie vor dem Entstehen religiös motivierter Parallelgesellschaften warnten. Was da in Frankreich passierte, das könnte doch auch in Deutschland geschehen.

Außer man könne diese „Gefährder“, diese Islamisten, Salafisten und all die anderen radikalisierten Extremisten anlass- und lückenlos überwachen.
Eine gute Gelegenheit erneut auch die Vorratsdatenspeicherung zu fordern. Dass die Franzosen keinen Erkenntnisgewinn davon hatten, obwohl sie die besonders scharfe Form dieser Vorratsdatenspeicherung bereits praktizierten, muss ja für Deutschland kein K.O.-Kriterium darstellen.

Was jedoch nicht passieren dürfe, wäre eine Radikalisierung in der Berichterstattung über die Dresdner Montagsdemos.

Selbst politisch unterbelichtete Staatsbürger mit unreflektierter Meinung zu Fremden, Ausländern und Wirtschaftsflüchtlingen sind ja auch Wähler. Wähler für seine Partei! Dass die Pegida-Organisatoren den identitätsspendenden Wende-Spruch „Wir sind das Volk“ bei ihren Demos verwenden, das kann man unbesehen kritisieren. Mehr aber auch nicht!

Das man aber jetzt für die „Pegida“, nachdem die Mehrzahl der deutschen Redakteure endlich die von den öffentlich-rechtlichen Leitmedien und den überregionalen Qualitätszeitungen vorgelegte Kategorisierung „islamkritisch“ dankbar übernommen hatten, verschiedentlich den Begriff „islamfeindlich“ lesen musste, das konnte er bei kleineren Chefredaktionen noch persönlich ausbügeln.

Zur Beeinflussung der größeren Meinungsmultiplikatoren und auch wegen der -vorerst noch geheimen- Vorratsdatenspeicherung musst er eine andere Karte spielen. Seit diese Typen von der ZDF-Sendung „Die Anstalt“ Verbindungen von Journalisten zu diversen amerikanischen Freundeskreisen für jedermann sichtbar im Fernsehen präsentierten, sind einige der indirekten Wege bis auf weiteres versperrt und Hilfe muss bei befreundeten Diensten jetzt direkt erbeten werden. Da er die Knöpfe zum Aktivieren der dafür notwendigen Kanäle kannte, war die Anfrage wegen der Hilfeleistung kein Problem.

Doch Leistung erfordert Gegenleistung.

Und die Gegenleistung die die „Freunde“ vom Innenminister einforderten, war selbst für ihn, einem strammen Konservativen mit dem Erwartungshorizont dass hinter jeder Ecke und in jedem Datenhaufen ein Staatsfeind lauert, zwar machbar, aber in ihrer Relevanz zur Terrorbekämpfung jedoch nicht nachvollziehbar.

Die Freunde wollten doch allen Ernstes sämtliche Daten und Bewegungsprofile abschöpfen, die auch nur Ansatzweise etwas mit dem Leben oder der Kultur seiner Landleute und deren Gäste zu tun habe. Effiziente Terrorabwehr erfordere es!

Mit dem Verweis auf einen geschichtlich verbrieften, und offensichtlich genetisch bedingten Hang zum „Separatismus werde die von ihm als Innenminister vertretenen Volksgruppe von den „Freunden“ jenseits des Atlantiks im neusten „Sicherheitsbericht für Europa“ als gefährliches „kleines räuberisches Volk am Rande der Alpen“ eingestuft.

Auch die Eigenbezeichnung „Freistaat“ signalisiere verdächtige Bestrebungen. (Ein der lateinischen Sprache nicht mächtiger „Geheimer“ aus den oberen Etagen der NSA unterstrich das Wort „gefährlich“ zwei mal, als er erfuhr, das sich die im Freistaat sehr beliebte „Breze“ von dem martialisch klingenden Wort „brachium**“ ableitet.)

Als Begründer und Sinnstifter dieser im Sicherheitsbericht als „Mia san Mia“ bezeichnete Separatistenbewegung wurde der 70-jährige Balthasar Riesenberger, Deckname „Schmied von Kochel“ vermerkt.

Als religiöser Unterbau dient dieser Bewegung eine diffuse Marienverehrung, die von diversen, Telefonprotokollen zufolge insgesamt 47 Splittergruppen wie den „Isarwinklern“ oder dem Reichenhaller „Salinencorps“ mit Waffengewalt verteidigt wird.

In Bekennerschreiben bezeichnet sich der militante Arm der „Mia san Mia“ Bewegung, die mit Karabiner K 98 k/G 98 bewaffneten „Gebürgsschützen“, als Hüter und Verteidiger bayerischer Volkskultur.

Da, wie die Auswertung der letzten Besucherzahlen ergab, diese „Volkskultur“ mit 84 Millionen Übernachtungen eine ungebrochene Sogwirkung auf Bürger in aller Welt ausübt, müssen die Freunde in die Lage versetzt werden, einer durch die „Mia san MiaBewegung mögliche Radikalisierung der Weltbevölkerung gegenzusteuern.

Bei routinemäßigen Aufklärungsflügen, zum Beispiel über Australien, hätte man bereits Schafzüchter im für sie ungewohnten, für Separatisten jedoch üblichen Lederbundhosen und weißblauen Armbinden beobachtet!

Innenminister Wehrmann einigte sich schließlich mit den „Freunden“ auf die Installation einer ihnen genehmen speziellen Software an geeigneter Stelle. Als Gegenleistung für die bislang vom Bundestag noch nicht genehmigte, aber von den „Freunden“ nun heimlich vorgenommene Vorratsdatenspeicherung und die für seine Partei wichtige Einflussnahme auf Multiplikatoren zwecks „zahmer“ Pegida-Berichterstattung.

Die amerikanischen Spezialisten krempelten daraufhin die Netzstruktur im Ministerium um, spielten spezielle Überwachungsprogramme in diverse Internetknoten ein, und steuerten ganz nebenbei auch die Haustechnik aller Ministerien damit.

Das enorme Datenvolumen das bei der Überwachung des „Freistaates“ anfiel, brachte dabei nachgeordnete Infrastrukturen gewaltig ins stolpern.

Aufgezeichnet wurden Kartenzahlungsdaten aus Supermärkten wegen des Einkaufs Separatismusverdacht auslösender Marken wie „Mein Bayern“ oder „Aus Liebe zu Bayern“, Videobilder mit Menschen in Lederhosen, mit Gamsbart oder Träger von Taschentüchern mit Rautenmuster. Selbst Insassen von BMWs wurden gescannt, weil die Autos das Markenzeichen mit dem weisblauen, BMW typischen Propeller tragen.

Jetzt rächte es sich, dass der Freistaat in der Vergangenheit zu wenig Glasfaserkabel installieren ließ.

Die alten Kupferstränge waren der Datenflut und dem Aufzeichnungshunger der „Freunde“ nicht mehr gewachsen.

Und so kam es, dass bisher klaglos funktionierende, zum Beispiel computergesteuerte Schranken wegen verstopfter Leitungen und somit nicht weiterleitbarer Steuerimpulse ihren Geist aufgaben.
Innenminister Wehrmann hatte nun zwar seine -geheime- Vorratsdatenspeicherung, musste aber dafür sein Ministerium über den ebenerdigen Haupteingang betreten.

Eine der am Gebäude angebrachten Kameras hatte ihn dabei aufgezeichnet, wie er in ein weisblaues Taschentuch schnäuzte.

Was er zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht weiß: Von der NSA wurde er daraufhin sofort auf die „No Fly List“ gesetzt.

 

ACH JA, da war doch noch dieser Link. „Wir sind nicht charlie„. Eine Anmerkung zum beschämenden WIR-Getue

Nachtrag:
*Pegida = Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes
** brachium = Arm

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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