Im Umfragetief vereint – Macron und Trump nach 100 Tagen bei 42 % Zustimmung

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Beide haben gleich schlechte Umfragewerte. Aus den Medien erfährt man davon wenig.

Was nicht sein darf, das sollte man auch nicht lesen. Überboten sich die deutschen „Qualitätsmedien“ nach Donald Trumps ersten Hundert Tagen im Amt, seine Umfragewerte gewohnt tendenziös rauf und runter zu bespiegeln, fielen die Meldungen über Emmanuel Macrons desaströse 100-Tage-Umfragewerte weniger spektakulär aus. Eigentlich fielen sie ja fast gänzlich aus.

42 Prozent. So wenig Zustimmung erfuhren sowohl der amerikanische wie der französische Präsident nach ihren jeweiligen ersten 100 Tagen im Amt. Peinlich oder? Betrachtet man die Umstände, unter denen beide ihr Amt antraten, verwundert das nicht. Standen beide doch unter massiver Beobachtung der Presse. Wenn auch mit unterschiedlichen Vorzeichen.

Donald Trump, er studierte Wirtschaftswissenschaften und wurde mit Immobiliengeschäften zum Multimillionär, wurde Präsident obwohl in den USA alles versucht wurde, ihn zu verhindern. Investment-Banker Emmanuel Macron (schrieb eine Magisterarbeit über Machiavelli) war in Frankreich der Liebling der veröffentlichten Meinung. In Deutschland positionierte sich die Presse analog.

Jenseits des Atlantiks schien es, als wirkte der Einfluss der Medien auf die Zustimmungswerte Trumps. 100 Tage nach seiner Amtsübernahme konnten die „er kann es nicht“ Apokalyptiker Trumps miese Zustimmungswerte von 42 Prozent vermelden. Amerikanische Wahrheitsverkünder trommelten ihre Gewissheiten in alle erreichbaren Augen und Ohren: Wir haben es euch doch schon von Anfang an gesagt. Aus deutschen Medien trompete es im Gleichklang.

Merkwürdig verhalten reagierten deutsche Medien Monate später mit Blick auf die für sie nur schwer zu verdauenden Umfragewerte ihres gehätschelten Emmanuel Macron.

War da was? Was, der ist schon 100 Tage im Élysée-Palast? Muss man da jetzt drüber berichten? Sonst für jede noch so abstruse Macron-Meldung gut, (Mocron schreitet durch Schloss Versailles, Macron kann länger Handdrücken, Macron hat die ältere Frau) mit der Meldung, Macrons Umfragewerte waren 100 Tage nach Amtsantritt mit 42 Prozent schlechter als die seiner Vorgänger Nicolas Sarkozy (66 %) und François Hollande (55 %) wollte man die deutsche Öffentlichkeit nicht belästigen. Schließlich ist Wahlkampf und Merkel hatte sich ihm doch förmlich an den Hals geschmissen. Von den schlechten Umfragewerten könnte doch etwas auf unsere Kanzlerin abfärben.

Da stehen sie nun, das „Risiko für die ganze Welt“ (Kanzlerkandidat Martin Schulz über Trump) und der „Hoffnungsträger“ (Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen über Macron) Seit an Seit vereint auf dem 42. Skalierungsstrich der Umfragewerte.

Davor stehen Chefredakteure und von interessierten Kreisen beeinflusste Meinungsvertreter und müssen mit einer ungeliebten Erkenntnis leben: Den einen bekamen sie nicht weg-, den anderen nicht dauerhaft hochgeschrieben. Selbst wenn sie nichts schreiben, sie machen nichts mehr richtig.

Oh mein Gott, Wahlkampf in Deutschland. Da versuchen wir doch gerade den „Slim-Fit-Warrior“ Lindner von der FDP hochzuschreiben. Wenn das mal gut geht.

 

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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