Unsere Utopie über die Ukraine

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Größter Ernährer der Welt„, „Mitten in Europa“, „kämpft für unsere europäischen Werte“. Das sind nur drei der lächerlichsten aber gängigsten Zuschreibungen im Westen über die Ukraine. Lächerlich deshalb, da sich jeder halbwegs an der Ukraine Interessierte davon überzeugen kann, wie unhaltbar die von interessierter Seite propagierten Attribuierungen sind.

So kann man z.B. in den Statistiken nachblättern, dass die Sache mit dem größten Welternährer (z.B. bei Weizen, Mais, Gerste) selbst vor dem Ukrainekonflikt schon nicht haltbar war.

Schlägt man nun noch einen Atlas oder die Website von Google Earth auf erkennt man, dass die Ukraine nicht mal in der Nähe der Mitte, sondern am südöstlichen Rand Europas liegt.

Fehlt nur noch die Überprüfung der dritten Zuschreibung, der Kampf für unsere europäischen Werte. Werte, die die Grundlagen unserer europäischen Ordnung bilden.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen („Präsident Selenskyj und das ukrainische Volk sind eine echte Inspiration für uns“) oder die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock „Die Ukraine verteidige auch unser aller Freiheit„) werden nicht müde die dritte Zuschreibung zu betonen, dass die Ukraine im Konflikt mit Russland nicht nur sich selbst, sondern „auch die Werte Europas verteidigt“.

Um Missverständnissen vorzubeugen noch schnell eine Klarstellung: Mit europäischen Werten sind keine Werte gemeint, die für Investments europäischer Firmen, Finanzverwalter oder Investoren in der Ukraine stehen, sondern neben demokratischen Grundsätzen die Werte wie Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, Achtung der Menschenrechte und Minderheitenschutz meinen, auf die sich die EU gründen. (Siehe Artikel 2 des Vertrags über die Europäische Union) Kriterien, die nicht nur von allen EU- Staaten, sondern als zentrale Voraussetzung auch von Beitrittskandidaten erfüllt werden müssen. Also auch vom Beitrittskandidat Ukraine.

Doch wie die unten verlinkte Überprüfung zeigt, ist auch die dritte Zuschreibung, der Kampf der Ukraine für unsere europäischen Werte, nur ein Trugbild. „Unter Selenskyj wurde die Ukraine eine anti-europäische Gesellschaft“.

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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