Asylbewerber Pfaffenhofen – Keine Angst vorm „schwarzen Mann“

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Waren wir gestern selber noch „Fremde“, wollen wir heute „die Fremden“ am liebsten aussperren

Die spöttisch herablassende Sichtweise aus dem Norden, der Stamm der Bayern sei nur deshalb entstanden, weil der über die Alpen nach Rom ziehende Hannibal nördlich der Alpen die Fußkranken zurückließ, wird von den darüber nur müde lächelnden Historikern nur in einem Punkt bestätigt: Das Gebiet der „Baiovarii“ bestand schon vor 1500 Jahren größtenteils aus eingewanderten „Fremden“! Und heute? Heute gibt es – auch im Landkreis- latente Fremdenfeindlichkeit, werden Fakten wiedersprechende Vorurteile verteidigt und die Angst vor dem Verlust vermeintlicher Besitzstände gepflegt.

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Trostlos. Der Eingang zur Gemeinschaftunterkunft Feilenmoos

 (Vorbemerkung des Verfassers: Latente Fremdenfeindlichkeit, Vorurteile? Ja, die gibt es! In Bayern, im Landkreis Pfaffenhofen und durch in den Landkreis hineingetragene Aktivitäten von außen-[nach „ingolstadtdeutsch“ oder „Überfremdung in Ingolstadt stoppen“ googeln]. Persönliche, den Gesprächspartnern jedoch Vertraulichkeit zusichernde Gespräche stützen diese Behauptung. („Schreib des ja ned, mein Nama lasst dann aber weg“) Der in vielen dieser Gespräche „ohne verstandesgemäße Würdigung aller relevanten Eigenschaften eines Sachverhaltes“(Wiki) vorgebrachte Wertungswirrwar war der letzte Schubser für diesen als Denkanstoß zu verstehenden Artikel. „Töglitz“, der Ort mit dem verkohlten Dachstuhl auf dem für Asylbewerber vorgesehen Haus, ist sicher n-i-c-h-t überall. Doch Aufgemerkt: Auf „komische“ Ansichten stößt man nicht nur beim „einfachen“ Bürger. Nein, auch der ein oder andere politisch im Landkreis Verantwortliche kam in Gesprächen über sein typisiertes Wissen nicht hinaus)

ACHTUNG: Einige der im nachfolgenden Artikel gezeigten Bilder könnten „verstören“

„Mir san mir“ und doch waren auch „mir scho moi de andern“

Die Multi-Kulti-Truppe unserer bajuwarischen Vorfahren, die sich gegen Ende der Völkerwanderung anschickte, das Land der Baiovarii („Leute aus Böhmen“) zusammen mit der Vorbevölkerung der keltisch-romanischen „Welschen“ zu besiedeln, kam aus der italienischen Lombardei, aus skandinavischen Regionen und vom Balkan.
Wir haben es wohl vergessen: Bayerns Bevölkerung, ein Volk mit Migrationshintergrund!

Es gab und gibt viele Faktoren, die Menschen dazu bringen, ihre Heimat zu verlassen und anderswo ihr Glück zu versuchen. Rund 0,6 Prozent aller Menschen weltweit werden in der Neuzeit zu Migranten.
Ob auf der Suche nach Arbeit oder nach mehr Wohlstand, um Kriegen, Völkermord, religiöser oder politischer Verfolgung oder schlicht existenziellen Nöten zu entfliehen.

Armutsflüchtling und bayerischer Vorzeige-Emigrant

Der Not entfloh zum Beispiel die Familie des damals 16 jährigen Levi Strauss (Löb Strauß) aus dem oberfränkischen Buttenheim. 1847 nach New York ausgewandert, (man würde seine Familie heute als „Armutsflüchtlinge“ verunglimpfen) entwickelte Levi Straus zusammen mit dem Schneider Jacob Davis vernietete Waist Overalls aus Denim. Die „Jeans“ war geboren!

Migrationsbewegung von und nach Europa.
Migrationsbewegung von und nach Europa.

Weltweit gibt es derzeit geschätzte 231 Millionen Migranten.

Platz 3 der Top Ten der Migranten-Ziele belegt Deutschland mit gut 9,8 Millionen Migranten.
(Bevölkerungsanteil 11,9 Prozent).

Platz 2 mit 11 Millionen belegt Russland

nach den USA auf Platz 1 mit 45 Millionen Migranten.
(Summiert man die Zahlen aller europäischen Länder hat Europa mit rund 72,5 Millionen Menschen die höchste Anzahl an internationalen Migranten)

 

 

Was hätten wir heute alles nicht, wäre zum Beispiel die Flucht vieler Deutschsprachiger vor den Nationalsozialisten erfolglos geblieben?

Wie sähe der Blickfang der New Yorker Park Avenue, das Pan Am Building aus, wäre er nicht nach dem Entwurf des 1934 vor den Nationalsozialisten fliehenden Begründers des „Bauhaus“, Walter Gropius gebaut worden?

Wäre Horst Buchholz als Darsteller eines Jungkommunisten auch mit einem großen Luftballon mit der Aufschrift „Ami go home“ auf einer knatternden Beiwagenmaschine durch das Brandenburger Tor in Berlin gefahren, wenn nicht Billy Wilder, ein unverwechselbares österreichisch eingefärbtes Amerikanisch sprechender, in Galizien geborener Regisseur das Drehbuch geschrieben und die Regie bei der 1961 in Berlin und München gedrehten Satire „Eins, Zwei, Drei“ übernommen hätte? Der 6-fache Oscar-Gewinner, der als Regisseur und Drehbuchautor zeitlose Bedeutung erlangte, musste nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten aus Berlin über Paris 1934 in die USA „übersiedeln“.

Am 28. Februar 1933 – Einen Tag nach dem Reichstagsbrand – verließ ein gewisser Bertolt Brecht Deutschland und flüchtete über europäische Zwischenstationen 1941 nach Santa Monica in Kalifornien. (Dazwischen wurden am 10. Mai 1933 seine Bücher von den Nationalsozialisten verbrannt und am Tag darauf seine gesamten Werke verboten) Wer hätte das Abscheu vor dem Krieg vermittelnde Drama „Mutter Courage und ihre Kinder“ oder „Der gute Mensch von Sezuan“ geschrieben, wenn die Nazis auch Brecht, nicht nur den Veranstalter eines seiner Stücke wegen Hochverrats anklagen hätten können?

Wir müssten auf die bösen, gesellschaftliche Ungereimtheiten persiflierenden Lieder des 1938 in die USA geflüchteten Komponisten, Sänger und Dichter Georg Kreisler verzichten, der zum Beispiel mit der Liedzeile, „Kann’s geben im Leben ein größres Plaisir, als das Tauben vergiften im Park?“ in seinem Lied „Tauben vergiften im Park“ einer großflächigen Vergiftungsaktionen in Wien begegnen wollte.

Die Liste mit vor den Nazis geflohenen deutschsprachigen Prominenten ist lang, sehr lang und kann HIER nachgelesen werden.

Jetzt muss man nicht zwangsläufig davon ausgehen, das sich zum Beispiel unter den vor den „Boko Haram“ geflohenen Nigerianern oder den vor dem Terrornetzwerk Al-Qaida aus dem Jemen geflüchteten Asylbewerbern im Landkreis der nächste Albert Einstein oder ein begnadeter Filmregisseur entwickeln wird. Es würde schon reichen, den aktuell etwas über 800 und demnächst annähernd 1000 im Landkreis betreuten Asylbewerbern vorurteilsfrei, human und mit Empathie zu begegnen.

Wirkung und Ursache, ein weites Feld um Verantwortlichkeiten nachzuspüren.

Nachdem unter militärischer Mitverantwortung des „Westens“ der Irak, Syrien oder Libyen politisch destabilisiert wurden und als unmittelbare Folge davon Teile der Bevölkerung wegen terroristischer Organisation wie „ISIS“ dort um ihr Leben fürchten müssen, werden Auffanglager überschwemmt.

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Und obwohl die „Wanderungsbewegungen“ vor allem innerhalb der Region stattfinden, entschließt sich ein kleiner Teil von Flüchtlingen, unter Umgehung der für Fluchtländer geltenden Visumpflicht und trotz erneut lebensbedrohlicher Umstände, in zum Teil seeuntüchtigen, hoffnungslos überfüllten Booten das Mittelmeer zu überqueren, um die „stabilen Verhältnisse“ der Europäischen Union illegal zu erreichen.

Doch „diese Union tötet“

schreibt Heribert Prantl in einem Kommentar der „SZ“ vom 18. April2015 über die, gerade in den letzten Tagen fast täglich steigenden Opferzahlen und die unterbliebenen Rettungsversuche für die im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlinge.

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Die EU-Politik hätte die Mittel und die Möglichkeiten, die Flüchtlinge zu retten, die der Hölle in Syrien und Libyen entkommen sind; aber man lässt sie ertrinken. Ihr Tod wird hingenommen, er wird in Kauf genommen; er soll abschreckend auf andere Flüchtlinge wirken; er soll von der Flucht abhalten. Europa schützt sich vor Flüchtlingen mit toten Flüchtlingen„.

Doch wovon soll der Landkreisbürger seine moralischen Leitplanken ableiten, wenn er aus den Nachrichten erfährt, wie „barbarisch“ die EU und seine eigene Regierung in einem „der größten Verbrechen der europäischen Nachkriegsgeschichte“ agieren?

scrsh-getty_oifr_hd923Jetzt, wenige Tage nach der letzten Flüchtlingskatastrophe, bei der mutmaßlich zwischen 700 und 950 Menschen im Mittelmeer ertranken, sieht „Mutti“ Merkel ihre Sympathiewerte schwinden und fordert verstärkte Anstrengungen zur Rettung der Menschen. „Wir werden alles tun, um zu verhindern, dass weitere Opfer im Mittelmeer vor unserer Haustür umkommen auf quälende Art und Weise„, sagte die CDU-Chefin [am 20.April] auf einer Veranstaltung in Berlin. (spiegelonline). Und zeigt gleichzeitig -in konsequenter Umkehr der Verantwortlichkeiten- in Richtung der vermeintlichen Verursacher, wenn sie einen verstärkten Kampf gegen Schleuser und Schlepper ankündigt. (Die 3500 Ertrunkenen des Jahres 2014 waren für Kanzlerin Merkel noch nicht Weckruf genug)

Bei genauem Hinsehen (doch wer tut das schon) erkennt man den Wert solcher Aussagen. „Alles tun„, diese Puddingformulierung suggeriert doch nur die Möglichkeit, sichere Passagen für Flüchtlinge zu ermöglichen. Damit kein Flüchtling „im Mittelmeer vor unserer Haustür umkommt“ hieße doch auch, den Zugang zum Mittelmeer zu versperren. Zumal die Geheimdienste die Schlepper-Netzwerke kennen, also die Banden, Milizen, Bootsplätze, Ablegehäfen und die Handynummern der Bosse.

Was früher schon mit dem von Italien und der EU mit Millionen Euro gesponserten nützlichen Bösewicht Gaddafi gelang, könnte man doch unter anderen Vorzeichen mit neuen Machthabern erneut beleben. Hauptsache die Flüchtlinge gelangen nicht nach Europa! (Teilweise klappt das schon. Wobei man, anders als damals bei der Menschenabwehr durch Gaddafi, bei den Abmachungen in Nordafrika über die Lieferung von „1.000 Leichensäcken“ noch nichts hörte)

Auch die üblichen Verdächtigen der „Berliner Republik“ drehen den Spieß um.

Zum Beispiel im Fachblatt für kurze Sätze, dem bedruckten Papier mit den 4 Buchstaben auf der ersten Seite. „..dem Massensterben im Mittelmeer u-n-d dem Schleuserwesen ein Ende machen“ (Es sprach der Bundespräsident, der Mann, dem es bei 150 Opfern eines Flugzeugabsturzes das Herz zerreißt„, im Schmerz das „Füreinander-Da-Sein“ verspürt), Der Außenminister, er wird schon etwas deutlicher, will „den Schlepperorganisationen das Handwerk legen“ wobei sein SPD-Chef noch eine Schippe drauflegt und „mit aller verfügbaren Kraft den Kampf gegen kriminelle Schleuserbanden“ fordert.

Der Bürger liest es, hackt es ab unter „seit Jahren die selbe Laier“ und pflegt weiter seine Vorurteile.

Wer hat Angst vorm schwarzen Mann“? Wir sollten uns von den Gespenstern der Kindheit befreien!

Trostlos. Der Eingang zur Gemeinschaftsunterkunft Ingolstadt/Manching
Trostlos. Der Eingang zur Gemeinschaftsunterkunft Ingolstadt/Manching

Denn nicht wenigen aus dem Stamm der „unseren“ sind die Ankömmlinge im Landkreis , die es auf dem Weg über das Mittelmeer oder beispielsweise auf dem Landweg an den von der EU finanzierten ukrainischen „Rückführungs-Gefängnissen“ vorbei bis zu „uns“ geschafft haben, suspekt.

Sie sind zu schwarz, zu gut angezogen, bekommen obendrein von „uns“ sogar noch Begrüßungsgeld und regelmäßige, über dem Hartz IV-Niveau liegende Zahlungen, wollen doch gar nicht arbeiten, nur in „unsere“ Sozialsysteme einwandern und sind hinter „unseren“ Weibern her.

Auch wenn’s weh tut: Die Fakten sprechen dagegen!

  1. Für die Farbe unserer Haut sind auch wir Bayern äußerst selten verantwortlich, meist wurde man damit geboren.
  2. Die „gute“ Kleidung besteht größtenteils aus den Beständen der dankenswerterweise an Kleiderkammern abgegebenen Überflussbekleidung „unserer“ von Modetrends geprägten Überflussgesellschaft, aus denen sich auch Asylsuchende bedienen dürfen.
  3. Begrüßungsgeld gab es nur für Bürger der ehemaligen DDR. Asylbewerber werden -hoffentlich- auch begrüßt, doch Bargeld gibt es zum Beispiel für alleinstehende Leistungsberechtigte in monatlicher Höhe von 143 € nur für ihr soziokulturelles Existenzminimum (ein sogenanntes Taschengeld).
    Die Leistungen entsprechen denen der Empfänger von Grundsicherung, sind gesetzlich festgelegt und können auf der Website des Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration im Detail HIER nachgelesen werden.
  4. Wir wollen arbeiten“ erfährt man aus Gesprächen mit den in der Gemeinschaftsunterkunft Feilenmoos untergebrachten nigerianischen Flüchtlingen. „Man lässt uns aber nicht“. Es sei ja ganz nett, einige Tage länger schlafen zu können. Doch nach kurzer Zeit wisse man nichts mehr mit sich anzufangen.
    Das mit der Arbeit geht aber nur Stepp bei Stepp“ und sei von mehreren Faktoren abhängig, versucht ihnen Martin zu erklären. Martin, ein im besten Sinn als „Integrationslotse“ zu beschreibender Mann mittleren Alters, musste vor vielen Jahren aus Afghanistan fliehen.
    Dieser beneidenswert vielsprachige Mann musste, als er in Deutschland ankam, eine viel zu lange Zeit als Flüchtling in der Gemeinschaftsunterkunft im benachbarten Neuburg verbringen. Inzwischen ist er ein gern gesehener Gast bei Gesprächen im Landratsamt, jedoch Mitarbeiter einer vom Landkreis für den Betrieb der Gemeinschaftsunterkünfte beauftragten Privatfirma. Er versucht bei seinen regelmäßigen Besuchen in den Gemeinschaftsunterkünften des Landkreises besonders den Neuankömmlingen -in ihrer Sprache- Struktur zu geben und ihnen, zusammen mit Mitarbeitern der Caritas, das sie erwartende Prozedere und die Möglichkeiten in den vor ihnen liegenden Wochen und Monate näherzubringen.
  5. Fremde ohne deutschen Pass stützen den deutschen Sozialstaat
    In die Sozialsysteme einzuwandern, so überraschend es klingen mag, entlastet sogar den deutschen Sozialstaat. Die 6,6 Millionen Menschen ohne deutschen Pass bringen dem Staat Milliarden, zeigt eine Studie für das „Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung“. Die Einschätzung, dass Zuwanderung die Kassen belaste, sei unbegründet. Die Menschen ohne deutschen Pass zahlen in der Bundesrepublik deutlich mehr Steuern und Sozialbeiträge als sie umgekehrt vom Staat erhalten. Dadurch erziele der Staat Milliardeneinnahmen. Im Jahr 2012 betrug der Überschuss 22 Milliarden Euro – Tendenz steigend.
  6. Die Frauen der Geisenfelder Wasserwacht machen es vor. „Machen“ statt Vorurteile zu pflegen
    Unsere“Frauen und Mädchen sehen sich auch in Badekleidung nicht als Beuteschema für Männer aus anderen Kulturkreisen. Ein gutes Beispiel dafür, sinnlosen Befürchtungen entgegenzutreten findet sich bei der Geisenfelder Wasserwacht. „Wir haben einige der in Geisenfeld untergebrachten Asylbewerber zu unserem Training eingeladen“, berichtet Christiane Brandmeier, die Chefin der Truppe. Sicher, man habe auch von den Befürchtungen gehört, Frauen und Mädels würden aus Angst vor Fremden zum Beispiel nicht mehr an die Geisenfelder Weiher nach Feilenmoos gehen. Doch die sportliche Begegnung mit den Erwachsenen gut schwimmen könnenden Pakistani, Syrern und Nigerianern verlief äußerst konfliktfrei. Was man derzeit noch nicht anbieten könne, seien Schwimmkurse für Nichtschwimmer. „Bei 60 Anfragen und der absehbar sprachlichen Einschränkungen brauchen wir Unterstützung“, so Brandmeier. Zudem habe man bisher in Geisenfeld nur Kurse für Kinder, aber noch nie Kurse für Erwachsene durchgeführt. Um die Kurse dennoch anbieten zu können, wird die Kreiswasserwacht in Pfaffenhofen mit den Zuständigen im Landratsamt Lösungen dafür eruieren.

Ganz generell kann man sagen, der Landrat, die Mitarbeiter im Landratsamt und die Betreuer aus den sozialen Einrichtungen machen zusammen mit den in den diversen Asyl-Arbeitskreisen (AKs) im gesamten Landkreis ernsthaft Ehrenamtlich tätigen einen guten Job. Sprachkurse, beschleunigte Arbeitsaufnahme durch Anerkennung von Praktika, Integrationskurse und vieles mehr sind die lösungsorientierten Aufgabenfelder die von ihnen beackert werden. (Aktuell sucht man für in Ernsgaden untergebrachte Minderjährige Flüchtlinge Praktikumsplätze)

Als man vor ca. zwei Jahren im Landkreis begann,die ersten von der Regierung von Oberbayern zugeteilten Asylbewerber unterzubringen, achtete man besonders darauf -an erster Stelle der Landrat- sozialen Zündstoff zu vermeiden, indem man Massenunterkünfte vermied und kleinteilige Unterbringung favorisierte. Bei den nun von der Regierung im Landkreis eröffneten Massenunterkünften mit bis zu 550 Asylbewerbern sehe man absehbares Konflicktpotenzial. Die permanent im Landkreis „tagenden Krisenstäbe“, so ein AK-Mitarbeiter, seien bald überfordert.

Kontraproduktiv auch die Praxis von Gebäudeversicherern, die , wie im Fall der Bayerischen Versicherungskammer, für Flüchtlingsunterkünfte von Kommunen und privaten Wohnungsvermietern die Prämien wegen „veränderter Gefahrenlage“ teilweise um das Zehnfache erhöhen.

Bundespolitiker beklagen nur Zustände, doch der Bürger vor Ort wird zuständig gemacht.

Die vermeintliche, der Aktualität und dem schlechten Gewissen geschuldete Bestürzung die Regierungschefs und ihre Innen- und Außenminister in dieser Woche in der Europäischen Union erfasste, ist die Wiederholung der Betroffenheitsrhetorik nach der Tragöde vor der Insel Lampedusa im Herbst 2013.

Geschehen ist seit damals: NICHTS.

Nicht die Ereignisse sind es, woran die Menschen leiden, sondern deren Beurteilung

Mit viel Glück könnte dieser kurzzeitige mediale Themenschwerpunkt und den sich „erschüttert“ zeigenden Volksvertretern bei einigen von „uns“ die eingeschränkte Wahrnehmung über Fremde und Flüchtlinge zurechtrücken.

Bei allen Problemen

  • mit dem Schengenabkommen und den Verteilungsquoten in der EU, auf Bundes- und Länderebene -nur 6 Länder in der EU nehmen überhaupt Flüchtlinge auf- Anstatt an geeigneter Stelle die Solidarität der EU-Länder einzufordern, nämlich bei ihren Politikerkollegen in Brüssel, jammern „unsere“ Politiker lieber „uns“, den daran vollkommen unbeteiligten und machtlosen Bürgern die Nachrichten voll.
  • bei allen Problem mit schleppender Antrags- und Statusbearbeitung,
  • bei allen Problemen mit den ca. 70% der durchs Raster fallenden Asylbewerber und deren Rückführung,
  • bei allen Problemen die „uns“ unwillige oder schlichtweg überforderte Politiker bereiten, zum Beispiel indem sie jahrelang die Augen vor den klar vorher- und absehbar ansteigenden und auf „uns“ zurollenden Flüchtlingsströmen verschlossen, das „soziale“ in unserer „sozialen Marktwirtschaft“ zunehmend als lästig empfinden und die damit einhergehenden Existenzängste und die Angst vor der Zukunft mit ungebremsten Migrationsströmen in fahrlässiger Weise befördern,

trotz all dieser Probleme sollten wir die optimistische Einschätzung des humanistischen Gedankens nicht aufgeben und vorhandene Vorurteile überdenken.

Die Anschauung, die Menschheit besitze die Fähigkeit, zu einer besseren Existenzform finden zu können sollte vor „Fremden“ nicht Halt machen. Und obwohl, wie sich herausstellte, die Bezeichnung für den toleranten bayerischen Nationalcharakter, das „Liberalitas Bavarica„, einem Übersetzungsfehler* geschuldet ist, sollte er „uns“ Bayern in der Form von „leben und leben lassen“ auch weiterhin sinnstiftende Lebensauffassung vermitteln

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Besonders das „leben lassen“ sollte Angesichts des massenweisen „Verreckens“ im Mittelmeer in der EU eine weite Verbreitung erfahren.

Meint der mit einer „nichtbayerischen“ Urgroßmutter beglückte Verfasser
Bernd M. Schuhböck
Bürgersicht.de

*(Auszug aus „Historisches Lexikon„: In der klassischen Latinität -Cicero -106-43 v. Chr.- bedeutete „liberalitas“ soviel wie edle, freisinnige Denk- und Handlungsart, wohlwollende Gesinnung und Güte. Nach Cicero wurde „liberalitas“ mit „großzügige Stiftertätigkeit“ oder „Schenkung“ übersetzt.)

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Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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