Bayerische Schüler geben G8 die Note 6

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Ein Gastartikel von Beate KREIS-NÜCKEN

Mit Genugtuung sehen zahllose Eltern und Schüler die heftigen Schülerproteste vom 12. Februar. Mehr als 3500 Schüler haben trotz eisiger Kälte und angedrohter Verweise in verschiedenen bayerischen Städten gegen die haarsträubenden Folgen des G8 protestiert Die Drohung, dass die Schüler wegen des Fernbleibens vom Unterricht, mit Verweisen bestraft würden, konterte Margarete Bause von den Landtags-Grünen. Sie empfahl den Schülern, sich die Verweise rahmen zu lassen und daheim aufzuhängen. „Seid stolz darauf, wir sind stolz auf Euch“, rief sie den Demonstranten zu.

Link zum Videoclip „Schmeißt den Spaenle raus“

Der Bayerische Elternverband (BEV) unterstützt die Protestaktionen. Er sieht sie auch als das der Anwesenheitspflicht im Unterricht übergeordnete Rechtsgut. Denn alle „Appelle an das Kultusministerium, den alten G9-Lehrplan auf das Zeitfenster des G8 zurechtzuschneidern, sind mehr oder weniger im Sande verlaufen„, sagte BEV- Landesvorsitzende Heike Hein.

Seit Jahrzehnten schwelt in Bayern die Bildungsmisere vor sich hin. Ein unangemessener und unproduktiver Leistungsdruck sowie brutale Auslesemechanismen sorgen dafür, dass in den Schulen viel geprüft und wenig gelernt wird. Durch die unüberlegte Einführung des G8 wurde nun das Fass zum Überlaufen gebracht.

Dazu süddeutsche.de:

Die Dauerbaustelle kommt einfach nicht zur Ruhe, seit die frühere Kultusministerin Monika Hohlmeier auf Anordnung ihres Chefs Edmund Stoiber über Nacht die Schulzeit um ein Jahr gekappt hat. „Bestmögliche Ausbildung im international üblichen Zeitrahmen“ und „voller Erfolg“ jubelte Hohlmeier vor genau fünf Jahren, als sie nach einem halben Jahr G8 etwas früh Bilanz zog. Heute hat ihr Nach-Nachfolger Ludwig Spaenle noch immer das Problem, das G8 wieder mal reformieren zu müssen angesichts andauernder Schüler- und Elternproteste.

Die Schüler sind genervt und so überfordert, dass sie sich nun endlich zur Wehr setzten.

Hier einige der Parolen auf den Transparenten:

„Wir sind doch nur Versuchskaninchen“

„G8 – nimmt uns die Nacht“

CSU? Nein Danke!“

„Spaenle, wir wissen wo dein Traktor steht“

Klaus Wenzel, Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands, erklärte sich in einer Rede solidarisch mit den Schülern. „Bildung ist zu wichtig, als dass man sie nur den Politikern überlassen sollte“, sagte er. Die Demonstrationen seien „gelebte Demokratiepädagogik“ und „Politikunterricht vom Feinsten„.

Die Schüler sind wütend, weil es von der früheren CSU-Regierung in verantwortungsloser Weise versäumt wurde, die Lehrpläne für das G8 entsprechend der kürzeren Schulzeit zu komprimieren.Ebenfalls wurde eine chaotische Situation geschaffen, wenn nun ein doppelter Abiturjahrgang auf die Universitäten zurollt.

Am Ende eines Videoclips auf youtube sieht man eine Tomate auf den CSU-Kultusminister zufliegen.(unter “ Spaenles Rede – Schülerprotest München 12.02.2010″ auf youtube zu finden)

Im Vergleich zum angerichteten Desaster ist Kultusminister Ludwig Spaenle mit einem Pfeifkonzert und nur einer einzigen Tomate auf dem Anzug noch milde weggekommen.

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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