Beißhemmungen im Fall Ilmtalklinik

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Recherche oder keine Recherche, das ist hier die Frage?

Ist das das richtige Rezept beim Pfaffenhofener Kurier gegen die rückläufigen Abo- und Verkaufszahlen der letzten drei Quartale? (lt. Media-Daten Verlag) Bei der notwendigen Aufklärung im Fall Ilmtalklinik auf halber Strecke stehen zu bleiben und die Beschaffung von Informationen den Lesern und anderweitig Beteiligter zu überlassen?

Ging der Redaktion bereits bei der Recherche zum Fall des im Landratsamt vom Landrat überraschend ins Ausländeramt „versetzten“ Chefs der Bauverwaltung die Puste aus, vermeint man exakt ein Jahr später, nun bei der Berichterstattung zur Ilmtalklinik und der Rolle des Landrats dabei, erneut schlappe Redakteure zu erkennen.

Erkenntnisse für den Leser gibt es nur aus aufbereiteten Pressemitteilungen oder Leserbriefen von an der Sache Beteiligter.
Eigeninitiative entwickelnde, die aufgetauchten Widersprüche und Ungereimtheiten aufgreifende Eigenrecherche: Fehlanzeige!

So kämpferisch sich die Hauptausgabe im Mantelteil des Donaukurier mit schwarzen Titelseiten gegen massive Geheimdienstüberwachung oder die Reglementierungswut der Regierungsverantwortlichen gibt, so zurückhaltend nimmt man die Lokalausgabe Pfaffenhofen in ihrer Funktion als unerschrockenes Mitglied der „vierten Gewalt“ war.

In den grundlegenden Funktionen als Korrektiv von Fehlentwicklungen erinnert sie in Teilen eher an Verlautbarungs- oder PR-Postillen als an eine recherchefreudige, der Meinungsbildung von unten nach oben verpflichtete Zeitung. Fast scheint es so, als würde man zur Veröffentlichung nur das in der Redaktion aufgreifen, was man ihr mundgerecht und bereits aufbereitet freiwillig auf den Tisch legt.

Dem übertriebenen Aktionismus von Landrat Wolf, der mit offensichtlich überhastet abgefassten Pressemeldungen im Pfaffenhofener Klinikdrama den Part des Überforderten besetzt, setzt die Redaktion der Heimatzeitung den untypischen Gegenspieler des an offensichtlichen Ungereimtheiten vorbeischauenden Scheuklappenträger entgegen.

  • Wie verarbeitet eine Zeitungsredaktion die Angaben der Kreisrätin Eberle, die in ihren Leserbriefen und Pressetexten recht eindeutig auf eigenrecherchierte Fakten hinweist, zum Beispiel auf die merkwürdige Postenhäufung und Beteiligungen einer Frau Wrobel im Umfeld der Ilmtalklinik?
  • Ist einer Zeitungsredaktion der auffällige zeitliche Unterschied keine Nachfrage wert, der zwischen dem Handelsregister-Eintrag (04.10.2010) der Klinikgesellschaft „Hand in Hand Verpflegungs-GmbH“ und dem dazugehörenden, aber erst Monate später erfolgten Kreistagsbeschluss liegt? ( Sitzung: 11.04.2011, Vorlage: 2011/1165)
  • Zu diesem Vorgang könnte man auch die dem Kreistag vorgelegte Argumentation hinterfragen, die diese gemeinsame Tochtergesellschaft von Ilmtalklinik Dienstleistungs-GmbH und der Danuvius Klinik Pfaffenhofen zwar vorschlägt, am Ende aber andere Anteilseigner auf Vorschlag beschlossen wurden. Nicht die „Danuvius Klinik“ ist 50-prozentiger Gesellschafter dieser Tochtergesellschaft, sondern zwei Privatpersonen mit je 25 Prozent.

Der geneigte Leser mag sich jetzt fragen, warum „Bürgersicht“ hier nur die Schaufel hinstellt, aber selber nicht nachgräbt.

Antwort: Dazu sind wir nicht in der Lage. Bürgersicht wird „so nebenbei“ gebastelt. Die „Dicken Bretter“ sollten besser die bezahlten Schreiber bohren. Zeit und Geld hat man dort dafür, doch journalistisches Renommee  erlangt man nicht durch Nähe oder Einflüsterungen vermeintlich zur Obrigkeit gehörender Personen sondern immer noch durch Recherche vor Ort!

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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