BTW 17 – Ich wähle, also bin ich.

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Am Ende des Artikels könnten sie sogar erkennen WER sie sind. Max Frischs Fragebögen machen es möglich.

Als Max Frisch († 4. April 1991) das Drama „Biedermann und die Brandstifter“ niederschrieb, gelang ihm damit ein Paradebeispiel, die politische Dummheit des Bürgers aufzuzeigen. In der Person des Protagonisten „Biedermann“, einem feigen Mitläufer, der sich und andere aus ideologischen Motiven, Dummheit und Verblendung einem vermeidbaren Schicksal ausliefert, konnte man das gerade aktuell zu beobachtende „Spiel der Täuschungen“ mitverfolgen.

Dagegen sind sie doch gefeit sagen sie?

Dann wird es ihnen sicher leicht fallen, sich am Abenteuer Selbstreflexion zu beteiligen, und einige der von Max Frisch aufgestellten Fragen zu beantworten.

Keine Angst, wenn sie sehr oft erst über die Fragen Nachdenken müssen, bevor sie über ihre Antwort nachdenken können.

Sofern sie sich bemühen, zu sich selbst ehrlich zu sein – in Max Frischs Schaffen ging es durchgängig um Selbstentfremdung und das Ringen um die persönliche Identität- werden sie um ihrer selbst willen Zeit opfern müssen. (Also nicht an der oben angegebenen Lesedauer für diesen Artikel orientieren)
Am Ende aber werden sie -auch bei ihrer Wahlentscheidung- näher bei sich sein.

Die Fragen sind dem Büchlein Max Frisch-Fragebögen entnommen (Suhrkamp Taschenbuch/ ISBN: 978-3-518-39452-6)

Max Frisch / FRAGEBOGEN 1

1. Sind Sie sicher, daß Sie die Erhaltung des Menschengeschlechts, wenn Sie und alle Ihre Bekannten nicht mehr sind, wirklich interessiert?
2. Warum? Stichworte genügen.
3. Wie viele Kinder von Ihnen sind nicht zur Welt gekommen durch Ihren Willen?
4. Wem wären Sie lieber nie begegnet?
5. Wissen Sie sich einer Person gegenüber, die nicht davon zu wissen braucht, Ihrerseits im Unrecht und hassen Sie eher sich selbst oder die Person dafür?
6. Möchten Sie das absolute Gedächtnis?
7. Wie heißt der Politiker, dessen Tod durch Krankheit, Verkehrsunfall usw. Sie mit Hoffnung erfüllen könnte? Oder halten Sie keinen für unersetzbar?
8. Wen, der tot ist, möchten Sie wiedersehen?
9. Wen hingegen nicht?
10. Hätten Sie lieber einer andern Nation (Kultur) angehört und welcher?
11. Wie alt möchten Sie werden?
12. Wenn Sie Macht hätten zu befehlen, was Ihnen heute richtig scheint, würden Sie es befehlen gegen den Widerspruch der Mehrheit? Ja oder Nein.
13. Warum nicht, wenn es Ihnen richtig scheint?
14. Hassen Sie leichter ein Kollektiv oder eine bestimmte Person und hassen Sie lieber allein oder in einem Kollektiv?
15. Wann haben Sie aufgehört zu meinen, daß Sie klüger werden, oder meinen Sie’s noch?
16. Überzeugt Sie Ihre Selbstkritik?
17. Was, meinen Sie, nimmt man Ihnen übel und was nehmen Sie sich selber übel, und wenn es nicht dieselbe Sache ist: wofür bitten Sie eher um Verzeihung?
18. Wenn Sie sich beiläufig vorstellen, Sie wären nicht geboren worden: beunruhigt Sie diese Vorstellung?
19. Wenn Sie an Verstorbene denken: wünschten Sie, daß der Verstorbene zu Ihnen spricht, oder möchten Sie lieber dem Verstorbenen noch etwas sagen?
20. Lieben Sie jemand?
21. Und woraus schließen Sie das?
22. Gesetzt den Fall, Sie haben nie einen Menschen umgebracht: wie erklären Sie es sich, daß es dazu nie gekommen ist?
23. Was fehlt Ihnen zum Glück?
24. Wofür sind Sie dankbar?
25. Möchten Sie lieber gestorben sein oder noch eine Zeit leben als ein gesundes Tier? Und als welches?

 

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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