Geisenfeld- Der Gutsherr auf dem Bürgermeisterstuhl

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Kaum weilt der urlaubende etatmäßige Redakteur der Geisenfelder Zeitung wieder hinter seinem Schreibtisch, deckt er wenig schmeichelhaftes über Geisenfelds Bürgermeister auf. Dieser „regiere nach Gutsherrenart“ kommentiert er seinen Bericht über einen „Holzweg“ auf dem sich der Bürgermeister befinde. Dieser wolle, eigenen Angaben zufolge, Privates nicht von Amtlichen trennen.

Wie die GZ berichtet (21.09.10), sind sich das ehemalige SPD-Mitglied und jetziger Bürgermeister Christian Staudter und seine ehemalige SPD-Kreisvorsitzende und jetzige Kreisrätin Gudrun Eberle „nicht grün„. Die im Vorfeld der letzten Kommunalwahl erfolgte Abspaltung von Teilen des SPD-Ortsverbandes Geisenfeld und die dabei handstreichartig erfolgte Neugründung einer den jetzigen Bürgermeister stellenden Wählergemeinschaft, dürfte den ehemaligen „Parteifreunden“ die letzten, eventuell noch vorhandenen gegenseitigen Sympathiepunkte gekostet haben.

Kreisrätin Eberle ist gleichzeitig auch Vorsitzende des traditionellen Geisenfelder „24-Stunden Lauf„, einer von der Stadt gerne und oft als überregionales Aushängeschild genutzten Sportveranstaltung. Wie die Heimatzeitung nun aufdeckte, wurde die Vereinsvorsitzende bei den Einladungen zum Geisenfelder Volksfest vom Bürgermeister absichtlich übergangen. Als einzige Vereinsvorsitzende bekam sie keine Einladung zum „Treffen der Betriebe, Behörden und Vereine“. Dummer Nebeneffekt des bürgermeisterlichen Willküraktes: Da er die Einladung an Eberles Stellvertreter schicken ließ, dieser sich jedoch im Urlaub befand und dadurch die rechtzeitige Tischreservierung für die Vereinsmitglieder verpasste, verkehrte sich der städtische Dank für das ehrenamtliche Engagement der Vereinsmitglieder ins Gegenteil. (Der Vollständigkeit halber soll hier nicht unerwähnt bleiben, dass die Verwaltung, dank des Einsatzes von Frau Lutz noch einen Tisch für die Vereinsmitglieder freischaufelte)

Von der Heimatzeitung auf diese Vorgehensweise angesprochen, bezeichnete Vereinsvorsitzende Eberle das Vorgehen des Bürgermeisters als „kindisch und unprofessionell„, wobei Staudter auf sein vermeintliches Recht als Bürgermeister verwies und dabei ein eigenwilliges Amtsverständnis offenbarte. „An wen in einem Verein Einladungen verschickt werden, das ist und bleibt freilich meine Entscheidung als Bürgermeister„, ließ er sich in der GZ zitieren.

Aus diesem Satz schimmert ein Amtsverständnis durch, dass einem „kommunalen Wahlbeamten“ nach der bayerischen Rechtsordnung nicht zusteht.

Der König bin ich„, reklamierte schon Shakespeares „König Lear„, dessen Herrschsucht und Eitelkeit seinen Untergang nach einem misslungenen „Liebestest“ besiegelten.

Der Dienstherr des Geisenfelder Bürgermeisters ist die kleinste demokratische Einheit unseres Staatswesens: Die Gemeinde. Dieser Form der kommunalen Selbstverwaltung wird in Bayern ein ganz erheblicher Stellenwert beigemessen. Sie dient keinem Bürgermeister zum Selbstzweck. Weder in ihrer Form als „sozialem Gebilde“, also der Gemeinschaft der Bürger, noch als „Verwaltungseinheit“, in dem sie staatliche Pflichtaufgaben erfüllt und über die Einhaltung von Gesetzen wacht.

Ein Bürgermeister ist der „Mehrung des Gemeinwohls“ seiner Gemeinde verpflichtet, das heißt unter anderem, als Chef eines „Dienstleistungsunternehmens“ keine Profilneurosen zu pflegen, sondern seine dienstlichen Obliegenheiten sachgemäß zu erledigen.

Dass man dabei auch Gegenstand einer kritischen Betrachtung wird, mag Bürgermeister Staudter, ein jahrzehntelang selber Zensuren verteilender ehemaliger Berufsschullehrer sauer aufstoßen. Zumal nach Beobachtungen der Kritiker seine Leistung, würde man sich der Diktion des Schulsystems bedienen, „den Anforderungen nicht entspricht, jedoch erkennen lässt, dass die notwendigen Grundkenntnisse vorhanden sind und die Mängel in absehbarer Zeit behoben werden können„. (mangelhaft)

Gegenstand der öffentlichen Beobachtung ist ein Mann, der zwar gerne den Holzhammer schwingt, damit aber öffentlich nicht sonderlich gut umzugehen vermag. Als verbales Holzhammerbeispiel möge hier die Zustimmung zur Entgleisung seines Stadtratskollegen und Freundes Günter Böhm gelten, von der er auch nach öffentlicher Aufforderung nicht abwich, als dieser Umgehungsstraßengegner als „Handvoll Idioten“ bezeichnete. Im Gegensatz dazu steht der für einen bayerischen Bürgermeister peinliche Repräsentationsauftritt beim holzhammerschwingenden „Ozapfen auf dem Geisenfelder Volksfest. Zwei Beispiele für misslungene Selbstdarstellung.

In der darauf folgenden Konsequenz seiner Handlungen verfährt der Geisenfelder Bürgermeister nach dem Verhaltensmuster der alten Griechen. Die Berichterstattung, also den Überbringer der schlechten Nachricht, versucht er stellvertretend für deren Ursache (sein Verhalten als Bürgermeisters) als manipulativ hinzustellen, die „fälschlicherweise meine Person und meine Arbeit als Bürgermeister zu diffamieren“ versucht. Staudter bezieht sich dabei auf die Berichterstattung dieser Internetseite „Bürgersicht“.

Deshalb habe er die Vereinsvorsitzende von der Einladungsseite gestrichen!

Da die Vereinsvorsitzende Eberle sehr engen Kontakt zum Betreiber des „Mediums Bürgersicht“ habe, so der Bürgermeister in einem Antwortschreiben an die Vereinsvorsitzende, „liegt die Vermutung nahe, dass Sie an dieser Situation mitwirken„. (der Briefwechsel liegt Bürgersicht vor)

So erklärt sich auch mein Verhalten Ihnen gegenüber“ so der Bürgermeister im weiteren Verlauf des Schreibens aus seiner Vermutung plötzlich Gewissheit ziehend. „Ständig mit Schmutz beworfen zu werden, und Ihnen dafür auch noch Ehrenzeichen zu überreichen„, könne man von ihm nicht erwarten, so der Bürgermeister. Um am Ende seines Schreibens, trotz des Mangels an beweisbarem, vollends Mutmaßung mit Gewissheit zu verwechseln. „Sie erwarten Respekt. Wo bleibt ihrer?“

Auf „Bürgersicht“ wird weder in der Berichterstattung noch in den Kommentaren mit „Schmutz“ geworfen.

(verbietet sich aus mindestens drei Gründen: journalistische Sorgfaltspflicht, Anstand und juristische Ahndung) Auch ist Frau Eberle der Vermutung des Bürgermeisters vollkommen unschuldig ausgeliefert. Trotz der Bekanntschaft zur gesamten Familie des Betreibers von „Bürgersicht“ bleibt die anschuldigend vorgebrachte Vermutung des Bürgermeisters eine auch gegenüber „Bürgersicht“ haltlose, nicht zu überbietende Frechheit. „Bürgersicht“ sucht sich seine Mitarbeiter selber aus, und lässt sich auch Frau Eberle nicht als ein vom Bürgermeister lieb gewonnenes Feindbild als Einflüsterer hinein „vermuten“.

Es erinnert an infantiles Verhalten und „unvernünftiges Ego“, in einer Kleinstadt vom Zuschnitt Geisenfelds mit seinen annähernd 10 Tausend Einwohnern, bei „engen Kontakten“ identische Ansichten zu vermuten. Hier pflegen viele zu vielen engen Kontakt, und selbst über Parteigrenzen hinweg ist es hier noch möglich, so manches Bier miteinander seiner bestimmungsmäßigen Natur zu übergeben. Würden Vermutungen im Sinne des Bürgermeisters noch weiter ins Kraut schießen, dürfte eine wachsende Zahl von Stadt- und Kreisräten demnächst vergeblich auf städtische Einladungen warten.

Allen Lesern von „Bürgersicht“ sei an dieser Stelle ausdrücklich geraten:

Sollten sie ihrer Meinung auf „Bürgersicht“ in Form eines Kommentars Ausdruck verleihen wollen, benutzen sie nicht ihren Klarnamen dafür. (gilt nicht für Artikel) Verstecken sie sich hinter der zeitgemäßen, schon immer auf Internetplattformen üblichen Form eines „Nicknams„. (Hüten sie sich trotzdem vor Beleidigungen. Diese werden gelöscht und können juristisch geahndet werden)

Wie das Beispiel Eberle zeigt, verhindern sie dadurch persönliche Nachteile und beugen „Vermutungen“ vor, sie seien aktiver Bestandteil von „Bürgersicht“.

Für Mitbürger mit „Lese- oder Verständnisschwäche“ wird extra auf den Klarnamen des Verfassers dieser Zeilen verwiesen. Der Klarname von „besch“ wird unter der Rubrik „Über Bürgersicht“ extra ausgewiesen. Warum er dort und nicht gleich hier zu finden ist, ist der Systematik eines „Internetblogs“ und der Existenz von „Crawlern“ geschuldet. Hauptsache er ist zu finden.

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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