Geisenfelder Feuerwehr: „Unter diesen Bedingungen nehmen wir die Spende nicht“

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Der Chef der Geisenfelder Firma „KTEC“ ist verwundert. Nicht, weil der Zoll zum wiederholten mal bei der Firma König ermittelte und mit großem Aufgebot auf dem Firmengelände, auf dem sich auch KTEC eingemietet hatte, vorfuhr. Er war erstaunt, weil man sein Geld nicht wollte. Eine Spende für den Geisenfelder Feuerwehrverein wurde vom Verein abgelehnt.

Unterhält man sich mit altgedienten Feuerwehrleuten in Geisenfeld über die Gründe warum sie nicht mehr aktiv sind, fällt häufig ein Name. Der Name des Feuerwehrkommandanten Johann Rottler.

Vor die Wahl gestellt, sich durch seine Art des Umgangs miteinander ein Magengeschwür einzufangen oder den Besuch beim Arzt zu sparen, wählten nicht wenige den zweiten Weg und quittierten den aktiven Feuerwehrdienst.

Einmal Feuerwehr, immer Feuerwehr. Einmal Herzblut, immer Herzblut.

Dieser Einstellung folgend, wollte Alfred Ernstorfer als Geschäftsführer der „KTEC GmbH & Co. KG“, der Geisenfelder Feuerwehr eine Spende zukommen lassen.

Da auch bei ihm „rottlersche“ Verletzungen und Kränkungen nicht vergessen sind, bei der letzten Jahreshauptversammlung erneut eine hinzukam, knüpfte Ernstorfer seine Spendenbereitschaft an drei Bedingungen.
Zwei davon, das Ausstellen einer Spendenquittung und die Zweckgebundenheit sind allgemein üblich und gängige Praxis.

Doch die dritte Bedingung, ein Foto zur Dokumentation der Spendenübergabe, dürfte der ausschlaggebende Grund dafür gewesen sein, das Ernstorfers Spende vom Geisenfelder Feuerwehrverein abgelehnt wurde.

Auf dem Foto zur Spendenübergabe an den Geisenfelder Feuerwehrverein hätte jede x-beliebige Person aus dem Vereinsvorstand sein dürfen. Nur nicht Kommandant Johann Rottler.

Spender Ernstorfer begründete diese Bedingung damit, die Firma KTEC sei von Rottler auf besagter Jahreshauptversammlung übergangen worden, als dieser sich öffentlichkeitswirksam bei den Geisenfelder Firmen bedankte, die die zeitliche und finanzielle Belastung schultern, ihre bei der Freiwilligen Feuerwehr (FFW) tätigen Mitarbeitern für Einsätze freizustellen.

Die „KTEC“ stellt regelmäßig Mitarbeiter für den FFW-Dienst frei. In nennenswerter Zahl. Doch in der Danksagung kam sie nicht vor. Der KTEC-Geschäftsführer vermisste aber nicht nur seinen, sondern weitere Betriebe, die bei der Danksagung „vergessen“ wurden.

Bei der überschaubaren Zahl dieser -Personal freistellenden- Firmen, die sich in Geisenfeld der Allgemeinheit verpflichtet fühlt und denen eine einfache Danksagung Lohn genug ist, muss man eine sehr eingeschränkte, um nicht zu sagen naive Sichtweise auf ein respektvolles, tägliches Miteinander haben, um in dieser Nichtwürdigung keine absichtliche Kränkung zu sehen.

Das Fehlen des Kommandanten auf einem Foto, bei dem nichts anderes dokumentiert werden soll, als die Übergabe einer 1000 Euro-Spende an einen Verein der Feuerwehr, wäre bei geräuschloser Abwicklung des Spenderwunsches kein Beinbruch gewesen.

Im Gegenteil. Für eine verantwortungsvoll agierende Vereinsführung eine willkommene Gelegenheit, Gräben zuzuschütten, die Dummheiten eines Kommandanten -ob absichtlich oder aus Nachlässigkeit begangen- aus der Welt zu schaffen und einem gekränkten Förderer der Geisenfelder Feuerwehr die Hand zu reichen.

Nichts davon ist geschehen.

Man habe das „Angebot bezgl. der Spende innerhalb der Wehr besprochen“. Die Spende würde man „gerne annehmen“, teilte Vereinsvorsitzender Jürgen Staudt dem potentiellen Spender mit. „Allerdings nur, wenn sie an keine Bedingungen geknüpft ist“.

Nachdem der Spendenwillige erneut bekräftigte, dass er seine drei Bedingungen erfüllt sehen wolle, kam von Staudt der endgültige Verzicht. „Unter diesen Umständen/Bedingungen“ schrieb Staudt dem Spender,“ muss ich dir leider absagen“. Man verzichte auf die Spende.

Sind die 1000 Euro damit für die Geisenfelder Feuerwehren verloren?

Nein, auf keinen Fall„, meint KTEC-Geschäftsführer Alfred Ernstorfer. „Den Betrag spenden wir jetzt eben einer Ortsteil-Wehr„. Sieht man sich die Bezuschussung der Wehren durch den Stadtrat an, würde sich die eine oder andere Wehr „sicher über 1000 Euro zur freien Verfügung für die technische Ausstattung der Aktiven freuen„.

Die Bedingungen für die Spende bestehen weiterhin. Eine Spendenquittung könne zwar nur ein Feuerwehr-Verein ausstellen, doch der Spendenzweck (Ausstattung der Aktiven) dürfte überall gerne erfüllt werden. Und die dritte Bedingung, die mit dem Foto ohne Kommandant Rottler, erfüllt sich ganz von allein.

Einen Kommandant Rottler gibt es bei keiner Ortsteil-Wehr.

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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