Geisenfelds Kleinkinder wg. fehlender Impfstoffe die Leidtragenden der Schweinegrippen-Hysterie?

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Ein Gastbeitrag von Dr. Lorenz EBERLE, Allgemeinarzt Geisenfeld

Die Schweinegrippe hat ungeahnte Folgen. Wegen der lukrativen Massenproduktion des Schweinegrippe-Impfstoffes kommt es nun zu kritischen, besorgniserregenden Nebenwirkungen. Auch in Geisenfeld. Die Herstellung von gewöhnlichen Impfdosen für Kinder wurde vernachlässigt: Sieben wichtige Impfstoffe für Kinder sind zur Zeit nicht mehr lieferbar. Das berichtet die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ (FAS). Am meisten Sorgen macht uns der Engpass bei dem einzigen verfügbaren Sechsfach-Impfstoff“, sagte ein Mitglied der Ständigen Impfkommission des Bundes, die Münchner Kinder- und Jugendärztin Ursel Lindlbauer, dem Blatt. Diesen bräuchten Säuglinge im ersten Lebensjahr dringend für die Grundimmunisierung gegen die wichtigsten Kinderkrankheiten.

Auch bei einem Vierfach-Impfstoff gegen die Viruserkrankungen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken stocke der Nachschub.

Es gibt aus dem Dilemma nur zwei Auswege: entweder man verschiebt die Impftermine um mehrere Wochen oder man nimmt Einzelimpfungen vor, was aber bedeutet, dass die Säuglinge sehr viel mehr Spritzen ertragen müssen.

In der Region Pfaffenhofen sind noch einzelne der knappen Impfstoffe bei manchen Ärzten vorrätig. Auf Nachfrage bei heimischen Apotheken können diese die fehlenden Impfstoffe aber derzeit nicht nachliefern.

Man vertraue auf Presseberichte, nach denen sich bis Mitte Februar die Lage entspannen dürfte.Zu Lieferverzögerungen könnte es aber laut Aussage der Sprecherin des britischen Herstellers Glaxo Smith Kline (GSK), der die Impfstoffe produziert, noch bis in das zweite Quartal hinein kommen

GSK bedaure die Situation. Es werde versucht, die „Unannehmlichkeiten für Ärzte, Eltern und Kinder möglichst rasch zu entschärfen„, sagte die GSK-Sprecherin der FAS.

Wie konnte es zu dieser schwierigen Situation kommen?

Die Ausbreitung der Schweinegrippe im Frühsommer 2009 von Mexiko aus führte sehr bald zu einer Panikreaktion in den Medien und bei manchen Experten. Wurde diese Hysterie von interessierter Seite frühzeitig geschürt? Richtig Öl ins Feuer gegossen hat die WHO, als sie die Schweinegrippe zur Pandemie ausrief. In Deutschland bestellten aufgeschreckte Politiker daraufhin 50 Millionen Impfstoffe, das Stück zu 18 Euro. (Link zum Bericht der Tagesschau)

Nun muss die Bundesregierung 35 Millionen nicht mehr verwendbare Impfdosen abnehmen, was einen Schaden von mehreren hundert Millionen Euro bedeutet.

Viel Lärm um nichts

Dabei war die ganze Aufregung nicht viel mehr als heiße Luft. An der mild verlaufenden Schweinegrippe verstarben bisher in der Bundesrepublik weniger als zweihundert Menschen. Das ist ein Fünfzigstel der Todesfälle, die bei der jährlichen saisonalen Grippe zu erwarten wären. Deshalb sprechen manche Experten jetzt von einem „viralen Glücksfall“, weil die saisonale Grippe infolge der Schweinegrippe weitgehend ausgeblieben sei.

Der Seuchenexperte Professor Ulrich Keil von der Universität Münster hat von all dem genug: „Keine Pandemie-Vorhersage ist eingetroffen. In Deutschland sterben aber jedes Jahr 360.000 Menschen an Herz-Kreislauferkrankungen, 210.000 sterben an Krebs, 500 an Aids. An Vogelgrippe oder SARS ist nicht einer gestorben. Was wir hier erleben ist eine gigantische Verschwendung an Ressourcen im internationalen Gesundheitswesen“, sagt der Mediziner.

Eine ganz und gar zufällige Panik?

Wenn man weiß, dass bei der Pharmaindustrie ganze Kommunikationsabteilungen generalstabsmäßig über die Schlüsselfiguren in der Presse, bei den ärztlichen Experten und bei den Politikern ihre Informationen streuen, dann könnte man bei der abgelaufenen Grippehysterie auch über deren Zufälligkeit ins Grübeln kommen.

Neben dem finanziellen Schaden zeigt sich nun, dass auch die Kinder unter der Impfhysterie und der einseitigen Ausrichtung der Impfstoffherstellung zu leiden haben. „Dass die Pandemie mild verlief,“ so Charlotte Frank in einem Kommentar der SZ vom 8. 02.10, „dass statt zwei Dosen eine reichte, das alles mag GSK nicht vorhergesehen haben. Aber dass Tausende Eltern ihre Kinder gegen Masern oder Polio impfen lassen wollen, das war nicht nur vorhersehbar. Das wusste man.“

Damit bewahrheitet sich eine alte Erkenntnis:

Alle Ressourcen sind endlich, auch die im Gesundheitswesen. Es ist wie mit einer an sich komfortablen Decke. Wird an dieser Decke aus Angst, Hysterie, aus übermäßigem Anspruchsdenken oder aus Gewinnsucht mancher Hersteller einseitig gezerrt, dann wird die Decke an anderer Stelle zu kurz und es kann empfindlich kalt werden.

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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