Geodienste in Geisenfeld- Böse Fotos, gute Fotos

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Der „Donaukurier“ hat ihn nicht mit der Nase drauf gestoßen, nicht mit etwas mehr Popularität geködert. Und so bleibt er wohl aus, der Protest des Geisenfelder Bürgermeisters gegen den Google-Streetview Nachfolger „Bing Maps Streetside“ von Microsoft. Zumindest findet sich davon nichts in der Auflistung der Tagesordnungspunkte für die Stadtratssitzung vom 26. Mai.

Die Problematik war mir nicht bewusst„, so Bürgermeister Staudter zu Googles neuem Geodienst auf der Stadtratssitzung im November 2009, doch gegen „dieses zur Schau stellen“ müsse etwas unternommen werden. Im Protokoll zur Sitzung hieß es danach dazu: Das „Fotografieren der Straßen“ mache „keinen Sinn“ und er sehe darin „eine Verletzung des Datenschutzes sowie einen Eingriff in die Privatsphäre„. Was man eben so sieht, wenn man sich mit einer Sache nur oberflächlich beschäftigt.

Und, obwohl sich damals schon absehen ließ, dass Googles Fotoaktion nicht nach Geisenfeld führen würde, beschloss der Stadtrat einstimmig, im Namen der Bürger Geisenfelds bei Google Einspruch einzulegen. (eine juristisch völlig unhaltbare, und somit hirnrissige Aktion)

Diese Wichtigtuerei reicherte man als Bürgerdownload auf der städtischen Homepage mit abgekupferten Widerspruchsformularen und Protestplakaten an und ließ sich in der Folge als kommunaler Widerspruchserfinder feiern. (Das Protestplakat hat man zwischenzeitlich vom Server genommen, das Widerspruchsformular hingegen ist weiterhin abrufbar)

Stellte nach Ansicht Staudters die Google-Aktion eine Verletzung des Datenschutzes dar, so muß man sich als Beobachter fragen, warum kein „Beschluss“ gegen das „Abfotografieren“ durch die Microsoft-Autos erfolgt?

Konsequentes Handeln würde es erfordern.

Vielleicht liegt es daran, dass man nach Monaten in der Stadtverwaltung die Sinnlosigkeit derartiger Aktionen erkannt hat, obwohl Microsoft seine Autos in den nächsten Wochen in die hiesige Region schickt. Zwar nicht durch Geisenfeld -warum auch- sondern durch Ingolstadt.

Sofern man das wirklich erkannt hat, müsste man auch den unsinnigen Eintrag auf der Einstiegsseite der städtischen Homepage löschen. „Internetdienst Google Street View – Widerspruch ist möglich“ steht dort eine Binse in roter Schrift. (Auch der Bürgermeister musste erkennen, dass die Stadt im Namen ihrer Bürger keine Willensbekundungen abzugeben hat)

Für die Microsoft-Aktion gilt „Widerspruch zwecklos„, da der Konzern vom Landesamt für Datenschutzaufsicht die Erlaubnis bekam. Für den Geisenfelder Stadtrat gilt: Beschließt in Zukunft nicht jeden Nonsens. Auch wenn es für den jeweiligen Bürgermeister gerade „Sinn macht„!

Wo finde ich die früheren Artikel zu Geisenfeld und Google-Street-View? Hier sind sie!

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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