Landratswahl – Mind the Gab. Er ist größer als vermutet!

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Die Wähler hatten am 17. Juli 2011 anlässlich der Landratswahl im Landkreis Pfaffenhofen ein vernichtendes Urteil gesprochen. Was ihnen da auf bunten Wurfblättern, Werbeplakaten und Verkaufsveranstaltungen quer durch Landkreis und Internet angeboten wurde, davon ließ sich nur eine erschreckend kleine Minderheit der Kaufberechtigten animieren.

Die Sieger dieser ersten Etappe der Landratswahl im Landkreis Pfaffenhofen waren die „Wahlverweigerer„.

Die große Mehrheit der Zielgruppe „Wahlberechtigte“ ignorierte am verkaufsoffenen Sonntag die im Regal des Pfaffenhofener Demokratiekaufhauses „Landrat“ von Parteien und Wählergruppierungen offerierten 5 Kandidaten und gab keine Bestellung ab.

Was da im Regal stand, wollte nicht ausreichend überzeugen.

Nur 31.345 (34,24%) von den insgesamt 91.541 auswahlberechtigten Landkreisbürgern nutzten ihr Bestellrecht zur Lieferung eines neuen Landrats. (255 davon waren entweder durch die große Auswahl und die Beschränkung auf nur ein Kreuzchen derart überfordert, dass sie ihre Bestellung falsch ausfüllten, oder wählten aus Protest absichtsvoll falsch -Weißwähler)

Lässt einen das Ausmaß dieses Legitimationsgrabens schon ratlos zurück, wird es bei genauerer Betrachtung der Zahlen hinsichtlich der nun folgenden Stichwahl am 31. Juli noch bitterer.

Durch die Besonderheit, das Endergebnis nicht als Teil eines Ganzen, sondern als Ganzes zu gewichten, erscheinen selbst kleinste Zahlen als vermeintlich große Prozentwerte einer an und für sich dürftigen, ja jämmerlich zu bezeichnenden demokratischen Willensbekundung.

Die nach dieser Methode völlig korrekt ausgewiesenen Zahlen verdecken das wahre Ausmaß des Desinteresses an dieser Landratswahl und den Verlust an demokratischer Legitimation.

Bei einer Ausgangszahl von 91.541 Wahlberechtigten (=100%) und einer Wahlbeteiligung von 31.345 Wahlberechtigten (=34,24%) bekommen die abgegebenen Stimmen für die einzelnen Kandidaten eine ernüchternde Bedeutung:

Nichtwähler

60.196

65,76%

Ungültige Stimmen

255

0,28%

Wolf

13.103

14,31%

Deml

7.212

7,88%

Rothmeier

7.049

7,70%

Böhm

2.468

2,70%

Daschner

1.258

1,37%

Wahlberechtigte

91.541

100%

 

Annähernd 5000 Stimmen mehr, und der Kandidat der CSU, Martin Wolf, wäre von 20% der wahlberechtigten Landkreisbürger zum demokratisch gewählten Landrat im Landkreis Pfaffenhofen gekürt worden! Bei dieser Quote wäre es nahezu unmöglich, Schulkindern das Mehrheitswahlrecht stimmig zu erklären.

Bis zum Abend des 31. Juli bleibt es bei einer Frage: Wird sich an der Wahlbeteiligung zur Stichwahl etwas ändern?

Das Angebot an Kandidaten wurde zur Stichwahl nur reduziert jedoch nicht ausgewechselt. Die beiden Kandidaten bleiben als Personen unverändert wie die Zahl der Wahlberechtigten.

Mit welchem Zaubermittel will man bei dieser Ausgangslage am ersten Wochenende der bayerischen Schulferien Wahlbegeisterung erzeugen?

Es standen und stehen bis 31. Juli zur Wahl:
Ein Kandidat der alles will aber bisher nicht viel durfte, da seine Partei, die CSU, ihn an vorderster Parteifront nicht viel werden ließ. Der zweite Kandidat, ein absoluter Neuling, wurde als unbeschriebenes Blatt von den Freien Wählern vor 3 Monaten ins politische Geschäft geholt und sieht sich in seinen Wahlkampf- Flyern als Heilsbringer für „Gemeinsam und zufrieden leben“. Aus der Praxis kennt man beide nicht. Ihre Befähigung zum Landrat beschränkt sich auf Absichtserklärungen!

Wer stellt eine wählbare Alternative zu wem und zu was dar? Und um das Unwort des Jahres 2010 zu bemühen, ist unter diesen Umständen wählen gehen am 31.Juli für Demokraten wirklich alternativlos?

Falls ja:

Welcher der beiden Kandidaten wäre für politisch anderweitig orientierte das kleinere Übel, für das man sich im Sinne politischer Moralvorstellungen am 31.Juli entscheiden könnte?

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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