Polit-Talkshows – Regelmässig dieselben Köpfe bei ARD und ZDF

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Datenjournalisten beobachten seit Januar 2014 fortlaufend die vier großen Poltik-Talkshows.

Sehen sie es wie der Humorist Gerhard Polt, der im Gespräch mit der FAZ verriet, dass er „politische Talkshows im Fernsehen für entbehrlich“ hält? Annähernd täglich, Woche für Woche „Pose statt Politik“ (Tagesspiegel), ignorante, auf ihre Frage-und Ablaufkarten fixierte Moderatoren dabei beobachten, wie sie aufflammende Diskussionen zwischen den altbekannten Talkshow-Abo-Gesichtern durch „Einspielfilmchen“ abwürgen.

Talkshow-Abo-Gesichter?

Die „Meinungsmaschine“ hat nun ausgewertet, welche Gäste und Themen dem Fernsehzuschauer in den vier großen Poltik-Talkshows immer wieder serviert werden.

Bleiben sie heiter – irgendwie“ – Abmoderation nach einer langweiligen Politik-Talkshow

Rituale, Marotten und zu wenig Substanz. Eventuelle spätere Buchtitel glucksend penetrierende „Bleiben sie heiter“ Abmoderationen. Dazwischen „Moderationen wie aus dem Baukasten“ (Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur der Wochenzeitung „Die Zeit“ im „Spiegel“) Da talkt sich so manche „Fehlbesetzung“ (di Lorenzo) durch die Fernsehwoche.

Hat man es geschafft, dem in der Regel genügsamen Fernsehkonsument eine gewisse Anzahl an mehr oder weniger unfallfrei wegmoderierten Talkshows präsentiert zu haben, gilt man „öffentlich rechtlich“ als kompetent und bleibeberechtigt.

Geschreibsel fürs Museum

Es ist zum Beispiel einerlei ob „Top Journalist Jauch“ in seiner Varoufakis‘ Stinkefinger-Sendung den griechischen Finanzminister als „italienischer Bruce Willis“ vorstellt und mit aus dem Kontext gerissenen Zitaten die Anti-Griechen Stimmung in Deutschland befeuert. Jauch ist bleibeberechtigt!

(Jauch bekam die ARD-Talkshow, obwohl er mit seinen ca. 24.000 Moderationskarten in 20 Jahren „Stern TV“ auf RTL seine journalistische Kompetenz oftmals dadurch zeigte, das er Gesprächsgäste, sobald sie zu substanziellen Aussagen ansetzten, journalistischen Instinkt vermissen ließ und stur die nächste Banalität aus seinen Karten abfragte. Diese aus 954 Sendungen stammenden Karten waren dem „Haus der Geschichte“ in Bonn versprochen. Kohls Strickjacke neben Jauchs Karten. Armes Deutschland!)

Gäste-Abo für politische Talkshows: Männlich, betagt und in der CDU

Das datenjournalistische Team von „Dacosto“ , (zwei Journalisten und vier Entwickler) die Macher hinter dem Projekt „Meinungsmaschine„, haben ab Januar 2014 die zusammen 170 Sendungen von „Günther Jauch„, „Anne Will“, „Maybrit Illner“ und „Hart aber fair“ (mit Frank Plasberg) analysiert (Stichtag 19.03.2015)

Die Analyse der 541 Personen, aus denen sich die insgesamt 857 Gäste aller Talkshows generierten, erbrachte z.B als unangefochtenen Talkshow-König: CDU-Politiker Wolfgang Bosbach.

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In der Auswertung schlüsselte man diese 857 Gäste auf nach Frauen- und Politikeranteil, der Altersverteilung, und den Themengebieten zu denen sie eingeladen wurden.

Unter den Top-Themen, zählt man „Putin“ (17) und „Ukraine“ (9) zusammen, wird an erster Stelle der Russland-Ukraine-Konflikt angeführt. Unter den zu diesem Themenkomplex eingeladenen Gästen findet man auch Ex-US-Botschafter John Kornblum, den „talkenden Allzweck-Ami“ (Cicero) Ein Beispiel für das Gäste-Durchschnittsalter von 54,7 Jahren.

Und obwohl Sahra Wagenknecht (Die Linke) mit 8 Auftritten, davon in den bisher 42 Anne Will-Sendungen allein 4 mal, in der Rangliste ganz oben zu finden ist, liegt der durchschnittliche Frauenanteil bei den Talkshow-Gästen bei bemitleidenswerten 28 Prozent.

„Wenn sie mal schauen möchten“ (Illner zeigt Einspieler)

Legt man den durchschnittlichen Minutenpreis von 15.500,- Euro brutto für die 90minütigen Folgen der Reihen „Tatort“ und „Polizeiruf 110“ zu Grunde, sind die Politik-Talkshows

  • Günther Jauchmit 4.634 Euro p.M.,
  • Hart aber fair” mit 2.796 Euro p.M.,
  • Anne Will” mit 2.419 Euro p.M. und
  • Maybrit Illner” mit 1.753 Euro p.M

ein regelrechtes Schnäppchen und allein schon deshalb „bleibeberechtigt“. (Alle Zahlen aus dem 19. Bericht der Finanzkommission KEF)

Wir werden sie also weiter serviert bekommen, dieselben Rollenmustern folgenden Gäste, die handwerklich guten Journalismus antäuschenden Moderatoren und die „Simulierung politischer Debatten“, die in Wahrheit die Politik nur „zu Unterhaltungszwecken“ nutzt. (Bundestagspräsident Norbert Lammert)

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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