Geisenfeld- Ohrfeige für Vereine

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Die Sparkasse Pfaffenhofen spendet und Geisenfeld nimmt´s gerne an. 10.000 Euro sollen nach Willen des Spenders in Geisenfeld an gemeinnützige Vereine und Organisationen fließen. Wer das zu sein hat, bestimmte allein der Bürgermeister!

Aus Anlass ihres 150-jährigen Bestehens schüttet die Sparkasse Pfaffenhofen ihr Füllhorn aus. Insgesamt sollen, stellvertretend für jeden Landkreiseinwohner, Spenden von rund 90.000 Euro an heimische Vereine verteilt werden. Davon 10.000 Euro in Geisenfeld.

Verbunden mit der Spende war die „Hoffnung, dass möglichst viele gemeinnützige Vereine von diesen insgesamt 90.000 Euro partizipieren und für ihre tolle Vereinsarbeit nutzen können„, präzisierte der Vorsitzende des Vorstandes der Sparkasse Pfaffenhofen, Norbert Lienhardt, den Zweck der Spende. „Die Vereine insgesamt sind für unsere Gesellschaft ein wichtiger Bestandteil, und gerade aus diesem Grund haben wir uns überlegt, und würden uns sehr wünschen, dass diese 90.000 Euro möglichst vollumfänglich den Vereinen zugute kommen„. Jeweils in einer Größenordnung zwischen 500 Euro und 2.000 Euro.

So weit, so klar.

In Pfaffenhofener Rathaus nahm man den Zweck der Spende ernst. In Geisenfeld sah der Bürgermeister das nicht so zweckgebunden. Auf „seine“ Vorschlagsliste an die Sparkasse setzte er auch städtische Einrichtungen, eine städtische Veranstaltung und eine, der Stadt nahestehende Privatinitiative.

Pfaffenhofens junger Bürgermeister Thomas Herker, der nach anfänglichem Stolpern, im Gegensatz zu seinem, mit fortschreitender Amtszeit enttäuschender agierenden Geisenfelder Amtskollegen Staudter, immer mehr an Profil gewinnen konnte, beschritt bei diesem „Geschenk“ der Sparkasse Pfaffenhofen, einen überaus „bürgerfreundlichen“, und im Sinne des Spenders als „sachgerecht“ empfundenen Weg.

Herker rief die Bürger „seiner“ Stadt dazu auf, sich am Verfahren der Spendenverteilung zu beteiligen. Die „Öffentlichkeit“ wurde um Vorschläge zu förderungswürdigen Projekten gebeten. Nach Meldeschluss verbrachte eine Mitarbeiterin des Rathauses 14 Tage mit prüfen, bewerten und abgleichen der Meldungen, um sie, frei von städtischen Projekten oder dubiosen Förderungswünschen zur endgültigen Bewertung an ein Sparkassengremium weiter zu leiteten. Am Ende wurden von der Sparkasse insgesamt 24 Projekte aus der Liste als förderungswürdig ausgewählt.

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Schallende Ohrfeige für Geisenfelder Vereine

Und wie lief die Spendenauswahl in Geisenfeld? Wer wählte hier aus? Welche Vereine wurden hier auf Vorschlag der Stadt von der Sparkasse ausgewählt?

Wie aus dem Geisenfelder Rathaus zu erfahren war ( jetzt wird der Bürgermeister erneut im Rathaus auf „Maulwurfjagd“ gehen müssen) wurde die Vorschlagsliste über „förderungswürdiges“ allein vom Bürgermeister erstellt. Dass sich darauf auch städtische Einrichtungen (Jugendakademie, Kindergarten) oder eine Privatinitiative (Bewegungspark) befanden, obwohl dort, wie vom Spender gewünscht, eigentlich „vollumfänglich“ Vereine stehen sollten, ist eine schallende Ohrfeige für alle Geisenfelder Vereine.

Statt aus den über 100 in Geisenfeld tätigen Vereinen auszuwählen, und so das „ehrenamtliche Engagement von Bürgern“ wirklich zu würdigen (wie sich der Bürgermeister anlässlich des „warmen Geldregens“ in der Zeitung zitieren ließ) lenkte er Spendengelder lieber in von der Stadt zu verantwortende Einrichtungen und Projekte. Zum Beispiel 2.000 Euro für die „Sommerakademie“. Eine städtische, ungemein wichtigtuerisch daherkommende Konkurrenzveranstaltung zum sehr engagierten, seit 17 Jahren zur Freude von Eltern und Kindern erfolgreich auch ohne politische Einmischung funktionierenden „Ferienpass“. Weder Wählergruppierungen noch „kulturbeflissene“ Stadträtinnen konnten sich den „Ferienpass“-Erfolg an ihre Fahnen heften.

Dass Geisenfelds Bürgermeister sich mit seiner eigenwilligen Auslegung des Spenderwunsches in schlechter Gesellschaft mit anderen Landkreisgemeinden befindet, macht die Sache für die Geisenfelder Vereine nicht besser. Mehrere Kommunen sahen geflissentlich über den Wunsch der Sparkasse hinweg, und so steckt zum Beispiel der Markt Wolnzach die seinen Vereinen zugedachte Spende von 11.000 Euro fast vollständig in eine „marode Weihnachtsbeleuchtung“.

Die Sparkasse Pfaffenhofen muss sich ernsthaft fragen lassen, warum sie dieses Spiel mitmacht? Warum ließ sie es zu, dass der Spendenzweck derart unterlaufen werden konnte?

Andererseits darf angenommen werden, bestimmte Bürgermeister haben zahlenmäßig nur so viele Vorschläge mit zugedachten Summen passgenau eingereicht, dass der Sparkasse keinerlei Auswahlmöglichkeit mehr blieb.

Nur weil mehrere Gemeinden das Gleiche tun, wird es nicht automatisch richtig. Wenn man nun zusätzlich noch den falschen Eindruck stehen lässt, als Stadt der eigentliche Wohltäter zu sein, wird es ausgesprochen schändlich.

Freut sich doch in der Heimatzeitung eine Kinderpflegerin, „dass die Stadt Geisenfeld einen Teil der ihr von der Sparkasse zugewiesenen Jubiläumsspende für die Sprachförderung in den Kindergärten zur Verfügung stellt„. (1.000 Euro) Wer hatte der Kinderpflegerin den Spendensachverhalt wohl erklärt?

Bei diesen aggressivitätssteigernden, gemeindeinternen Vorgängen um die lobenswerte Spende der Sparkasse bleibt noch eine Frage offen:

Herr Bürgermeister Staudter,

 

 

was genau verstehen sie nicht bei ihrem Dienst am Bürger?

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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