Ein Gastartikel von Beate KREIS-NÜCKEN. Die Kulturwerkstatt in Rohrbach mit dem schönen Namen „Incontri“ hat schon viel erlebt. Aber auch im erlauchten Kreis der dort auftretenden Künstler sind die fünf „Luftmentschn“ mit ihrem Programm „Liebesrausch“ noch ein Event der Extraklasse.
Nicht umsonst haben die ersten beiden CDs der Gruppe „Musikakrobatik“ und „Gruselett“ geheißen. Wir haben es mit einer Art musikalischen Zirkus zu tun, mit einer klanglichen Trapeznummer. So wie die Soli durch die Luft wirbeln, so irrlichtern die Musiker über die Bühne. Alles ist in flirrender Bewegung.
Was ist ein Luftmensch?
Schon der Name Luftmensch ist voll tragischer Poesie. Ursprünglich ist das Wort aus dem Jiddischen. Es bedeutet soviel wie Luftikus, also einen armen Menschen ohne ersichtlichen Beruf, der sich mühsam und manchmal mit Schwindeleien durchs Leben schlägt.
Gemeint waren Migranten, verarmte Menschen, entwurzelt in der Stadt, bedauernswerte jüdische Proletarier. Leute, die sich im späten 19. Jahrhundert in der Not auch mit windigen Geschäften über Wasser hielten, mit so genannten Luftgeschäften.
Luftmenschen sind mittellos aber irgendwie charmant und sie verkörpern den freien Geist der modernen Städte.
Eine Band, ein Königreich für eine gute alte Band
Die Band „Luftmentschn“, das sind fünf studierte Ausnahme-Musiker. Keine Musiklehrer auf Abenteuertrip sondern freie Musikunternehmer. Ursprünglich haben sie mit Klezmermusik begonnen. Daher der Name und der immer noch sehr osteuropäische Klang. Inzwischen bewegen sie sich frei in der luftigen Welt der Musik, auf der soliden Grundlage des Jazz. Da ist der rhythmische Drive durch den Jazz-Schlagzeuger Jan-Philipp Wiesmann, das sind die Bassläufe von Michael Fenzl und dazu kommen überbordende Improvisationen von Rainer Gruber (Akkordeon), Thomas Gruber (Salterio, steir. Harmonika) und Florian Starflinger (5-saitige Viola, Gitarre) und dazu singen sie auch noch, manchmal mehrstimmig wie die guten alten Beatles.
Die Luftmentschn sind eine absolute Live-Band mit mehr als hundert Konzerten im Jahr. Ihre Performance auf der Bühne reißt das Publikum schier vom Hocker.Die vielfältige Klangmischung hat sogar die strengen Juroren des Yehudi-Menuhin-Förderpreises 2005 überzeugt.
Texte herb und voller Schmäh
Ihre Texte sind nie wirklich romantisch aber darum auch nie banal oder kitschig. Es sind die Texte erwachsener Menschen, die im Leben das Gruseln schon gelernt haben, die aber das Leben zu Feiern wissen so wie es ist: bizarr, verwirrend, komisch, skurril. Ein kabarettistisches Spektakel: Sehr erheiternd, sehr sehenswert, sehr osteuropäisch.
Sollte den Luftmentschn eine noch eingängigere Abmischung ihrer Texte gelingen, dann könnten sie sogar zu Star-Ruhm gelangen.
Die nächsten Konzerte in der Gegend sind am 2.5.2010 beim Gutmann in Eichstätt und am 13.5.2010 im Bauerngerätemuseum in Ingolstadt.
Hier gehts zur Band „Luftmentschn“(mit Musikvideos)