Jede Stadt, die auf sich hält, hat einen oder mehrere zentrale Plätze, auf denen sich ein großer Teil des öffentlichen Lebens abspielt.
Hier begegnen sich die Bürger, kaufen ein, diskutieren, feiern, sitzen in Cafes, demonstrieren, erleben Attraktionen. Dafür gibt es zehntausend Beispiele: den Bismarckplatz in Regensburg , den Marienplatz in München, die Piazza Navona in Rom , den Waltherplatz in Bolzano, aber auch zahllose gelungene Plätze in kleineren Städten. Empfehlenswert dazu das Buch „Stadtplätze. Architektur und Freiraumplanung“ von Jürgen Knirsch.
In den achtziger Jahren, als viel herrenloses öffentliches Geld unterwegs war, kam man auf die Idee, die Innenstädte zu sanieren. Aber die Baumaßnahmen erschöpften sich in endlosen Pflasterungen.
Der Stein der Weisen war für einfallslose Kommunalpolitiker der Pflasterstein. Die Pseudo-Sanierungen hatten für die Kommunen auch noch den Vorteil, dass die Kosten in wesentlichen Teilen von den Anliegern getragen werden mussten. Die Bürger wurden gar nicht gefragt.
So manche Frau hat sich seitdem Absatz und Knöchel gebrochen, die Rollschuh fahrenden Kinder fluchen und die Städte versanken in einem gepflasterten Einerlei. Eines wissen wir seither: Pflastersteinwüsten können ganz schön nerven. Sie wirken oft wenig einladend und mancher Platz wurde so zum Denkmal der geistigen Leere.
In Geisenfeld war man mit zwanzigjähriger Verzögerung auch so schlau wie Hinz und Kunz andernorts. Der Stadtplatz wurde mit den Weihen einer Architektin in eine superteure gepflasterte Fläche umgemodelt.
Auch hier ignorierte man die Meinung der Bürger. Eine öffentliche Meinungsbildung hätte sicher zu ganz anderen Ergebnissen geführt. Stattdessen haben sich die omnipotenten Stadträte ganz und gar jener besagten Architektin ausgeliefert, so dass das steinige Elend nun als urheberrechtlich geschütztes Kunstwerk gilt.
Das Desaster darf nur mit dem Einverständnis der „Künstlerin“ verändert werden.
Im zurückliegenden Kommunalwahlkampf haben sich einige Parteien und besonders eine obskure Nichtpartei in großmäuligen Versprechungen überboten, dass sie den Platz in den Griff bekämen. Fast zwei Jahre später, nach diversen hilflosen und teuren Versuchen einer Möblierung des Platzes, folgt nun die Ernüchterung.
Das Dekorationsgefummel hat erst mal 15.000 Euro für uniformierte grüne Sonnenschirme verschlungen. Auch vorher gab es vor der Gaststätte „Athos“ Sonnenschirme. Sie waren bunt. Nun sind sie einfarbig, kontrastärmer und das Geld ist weg.
Es wurden mehrere Versionen von Blumenkübeln aufgestellt. Anfangs aus knalligem Plastik, später silbern gestrichene Mörtelkübel, jetzt Beton.
Dazu wurden kümmerliche Bäumchen gepflanzt.
Am Ende sieht der Platz dank der jüngst installierten Koniferen aus wie ein gepflasterter toskanischer Friedhof, das Grabmal des toten Hundes sozusagen.
Obwohl es aus dem Kreis der Bürger an wegweisenden Vorschlägen nicht gemangelt hat blieb man stur bei der fantasielosen Strategie der Möblierungen.
Wenn also Bürgermeister und Stadträte die Sache nicht im Kreuz und im Kopf haben, dann sollen doch lieber die Bürger über den Platz diskutieren.
Auf „Bürgersicht“ haben nun alle Bürger viel Raum für Vorschläge zur Belebung des Platzes.
Kommentare und Diskussionsbeiträge, auch humorvolle Übertreibungen und scheinbar absurde Ideen sind ausdrücklich erwünscht.