Meinungsmache u. Verschwörungstheorien – Am „Fall Lisa“ sollt ihr sie erkennen

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Zur Legitimation und zur Einbeziehung in robustere Einsätze überzog man zur Beeinflussung „Williger“ auch ganze Kontinente, zum Beispiel Westeuropa mit Lügen- und Diffamierungsgeschichten. Jüngste Beispiele waren hier der 2. und 3. Golfkrieg.

Im 1. Golfkrieg -1980 bis 1988 zwischen Irak und Iran- spielten die USA nur die vergleichsweise bescheidene Rolle des verdeckt operierenden Waffenlieferanten. Ein für die Koordination verdeckter Operationen im Nationalen Sicherheitsrat zuständiger Lieutenant Colonel Oliver North nutzte Einnahmen aus geheimen Waffenverkäufen an den Iran zur Finanzierung einer gegen die nicaraguanische Revolutionsregierung gerichtete, von der CIA aufgebaute Guerilla-Bewegung. (Iran-Contra-Affäre)

Man hat mich glauben gemacht, dass alles, was ich getan habe, auf Veranlassung des Präsidenten geschah„, verteidigte sich North später in einem Prozess. Ob der US-Offizier hier eine Schutzbehauptung, konstruierte, oder einfach nur Opfer von Fake-News seiner Vorgesetzten wurde? Man wird es wohl nie erfahren.

Im 2. Golfkrieg (Einmarsch im Irak, 1990 – 1991)
war internationale Beteiligung gefordert. Zur Rechtfertigung des Krieges, zur Beeinflussung der internationalen Öffentlichkeit und zur Gewinnung „williger“ Staaten am Waffengang wurden zuvor einige – später als von der PR-Agentur Hill & KnowIton ausgearbeitete Propagandalügen entlarvte- Gräuelberichte in den Massenmedien lanciert.

Hierbei wurde insbesondere eine als Brutkastenlüge entlarvte Geschichte lanciert, nach der irakische Soldaten in kuwaitischen Krankenhäusern Säuglinge aus den Brutkästen gerissen und sie auf den Böden zerschmettert hätten. Wie wirkungsvoll orchestriert allein diese Kampagne war, mag man allein an der Menschenrechtsorganisation „Amnesty International“ erkennen, die diese Geschichte nicht nur in ihren Report vom 19.12.1990 übernahm (siehe Seite 56), sondern sie gleich mehrmals  präsentierte. Ob die Finanzierung dieser Aktion von der aus den USA operierenden kuwaitischen Lobbyorganisation „Citizens for a Free Kuwait“ ohne Hilfestellung amerikanischer Dienste erfolgte, bleibt ein Geheimnis.

Nicht zuletzt wegen dieser Gräuelpropaganda beteiligten sich unter Federführung der USA (Senatsabstimmung: 52 zu 47 Stimmen für den Krieg) ein aus 34 Ländern bestehendes Militärbündnis -und unter erheblicher finanzieller Beteiligung – auch Deutschland an der „Operation Desert Storm“.
Opfer auf Seiten der Alliierten: Tote:375 / Verwundete: 3754.
Opfer auf irakischer Seite: Tote: 25.000 bis 75.000/ Verwundete Soldaten und Zivilisten: nicht verifiziert.

3. Golfkrieg (2003) Erneuter Einmarsch im Irak

Fragt man Amerikaner nach der Ursache, warum man 12 Jahre danach -diesmal ohne UN-Mandat- erneut im Irak einmarschierte und damit den 3. Golfkrieg (2003) auslöste, werden viele, ebenso wie die Mehrheit der nach diesem Krieg in einer Untersuchung befragten Soldaten angeben, man wollte einen neuen 11. September (2001) verhindern.

Schließlich seien die 9/11-Attentäter damals vom irakischen Diktator Saddam Hussein unterstützt worden. Ein Argument, das gleich nach dem 11.September von der Bush Regierung verbreitet, und ein Jahr später vom damaligen US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld am 15. September 2002 im US-Kongress als Kriegsgrund vorgebracht wurde. Auf dem Weg zum 3. Golfkrieg war dies die erste in der Reihe der noch folgenden Lügen und ein weiteres Kapitel in derUntold History of the United States“.

Rumsfelds Kollege, US-Außenminister Colin Powell, präsentierte dann am 5.2.2003 vor dem Uno-Sicherheitsrat die „Massenvernichtungswaffen-Lüge“. Er legte „unumstößliche“ -aber wie sich später erweisen sollte gefälschte- Beweise vor, die den ultimativen Kriegsgrund für den 3. Golfkrieg liefern sollten. Hinter den Kulissen versuchten unterdessen US-Diplomaten durch Erpressung und Bestechung die skeptische Haltung mehrerer Mitglieder des UN-Sicherheitsrats zu beeinflussen.

Da sich im Sicherheitsrat der UN nur Kuweit, Australien und Großbritannien für den Waffengang aussprachen, und sich besonders die US-Freunde in Frankreich und Deutschland, Präsident Jacques Chirac, und Kanzler Gerhard Schröder* gegenüber den Beweggründen einer erneuten Invasion des Irak uneinsichtig zeigten, beschloss man, eine bereits 2002 im Pentagon vorbereitete verdeckte Desinformations- und Täuschungskampagnen durchzuführen. („Office for Strategic Influence“, später „Office for Global Communications“)
*(Die damalige CDU-Chefin Angela Merkel: „Ich habe den Eindruck, dass der Bundeskanzler sich langsam zu einer Gefahr für die Bundesrepublik Deutschland und das gesamte historische Erbe entwickelt“).

Dazu sollten ausländische Journalisten dahingehend bestochen werden, anstelle USA-kritischer Berichte die Sichtweise der Bush-Administration positiv in die Nachrichten zu bringen.

Wie´s kam, und ob zum Beispiel die damals weltweit 175 Kriegsrhetorik verbreitenden Zeitungen des US-Medienmoguls Rupert Murdoch vom Pentagon beeinflusst wurden, jedenfalls verstieg man sich bei Murdochs britischem Massenblatt „Sun“ zu einer Sonderausgabe in französisch, und ließ diese in Frankreich kostenlos verteilen; Schlagzeile: „Chirac est un ver“ (Chirac ist ein Wurm).

Trotz massivster Kriegspropaganda in den etablierten US-Medien (Die „New York Timesentschuldigte sich zweihunderttausend Tote später im Mai 2004 dafür) konnte die Kriegslust der US-Bürger noch nicht merklich gesteigert werden. Obwohl man es mit monatlich wechselnden Kriegsgründen versuchte, ( „der Irak hat Massenvernichtungswaffen“, „dort muss ein Regimewechsel her“ , „wir machen den Irak doch nur demokratisch“) demonstrieren zum Beispiel allein in New York-City 500 000 Unwillige. (In London gehen über eine Million Menschen, in Berlin über 500.000 Menschen gegen den Krieg auf die Straßen)

Da traf es sich gut, das auch das „Entertainment“ George W. Bush markige Doktrin des „Wer nicht für uns ist, ist gegen uns“ übernahm.

Die Propaganda wirkt jetzt auch in den USA. Durch zum Teil witzige, aber auch dumme Kriegstrommelei.

Von einer „in den USA auf Anhieb populären Franzosen-Schmähung“ berichtete der Spiegel. Sie „wurde Bart Simpson – in der von Murdochs Fox-Gruppe produzierten Kult-Cartoonserie – in den Mund gelegt: „Cheese-eating surrender monkeys“ („Käse fressende, sich ergebende Affen“)

Die dümmste Variante der „Wer nicht mitmacht ist ein Feigling“ Propaganda kommt aus dem Verwaltungsrat des US-Repräsentantenhauses. Dort beschloss man am 11. März 2003 die bisher als „French Fries“ bekannten Pommes frites in „Freedom Fries„, und den „French Toast“ in „Freedom Toast“ umzubenennen.

Ob dumme, dämliche oder schlichtweg erlogene Propagandameldungen dazu führten, ab 20. März 2003 begann eine aus 43 Ländern bestehende „Koalition der Willigen“ zusammen mit den USA und Großbritannien die völkerrechtswidrige Militärinvasion des Iraks.
Opferzahlen nach Abzug der US-Truppen 2010:

Der Veteranenverband der US-Streitkräfte meldet 17 847 Tote auf Seiten der Alliierten und 32.200 verwundete US-amerikanische Soldaten. Auf Irakischer Seite 110.000 getötete Soldaten, Polizeikräfte und Zivilisten. (Folgeschäden und Missbildungen durch von den Alliierten verschossener Uranmunition nicht eingerechnet)

Nach diesem Exkurs in die öffentlich bekannten und bewiesenen Lügengeschichten der US-Amerikaner dürfe klar sein, wer die wahren Lügen-Meister sind. Eines ist sicher: „Die Russen“ sind es nicht!

Springen wir zurück zur Headline des FAZ-Artikels „Von Russland lernen, heißt lügen lernen“, kommt man nicht umhin, die Frage nach dem Warum dieser in die falsche Richtung weisenden Behauptung zu stellen.

Ist das nur schlechter Journalismus oder steckt Absicht dahinter? (weiter auf Seite 7)

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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