Deutschland im Herbst – Eine Zusammenfassung unangenehmer Wahrheiten

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Fehlende Fachkräfte offenbaren ein Bildungsproblem, arbeitende Rentner spiegeln ein Rentenproblem und sogar sozialversicherungspflichtige aber prekäre Arbeitsplätze verweisen auf eine demnächst drohende Altersarmut. Und alles bei derzeit sprudelnden Steuereinnahmen des Staates.

Addiert man die heraufziehenden Probleme Europas mit den hausgemachten Problemen Deutschlands, wundert man sich über die Unaufgeregtheit in Berlin. Eventuell ist diese demonstrativ zur Schau gestellte Gelassenheit aber auch nur der Ausfluss einer politischen Erkenntnis. Das Volk versteht es eh nicht! Wenn es kracht, etwas zusammenbricht, Hoheitsrechte des Staates an undurchsichtige Institutionen abgegeben werden war das eben „alternativlos“.

Doch für den Fall, das es außerhalb des Regierungsviertel in Berlin doch einige geben sollte die Zeit, Muße oder sogar den Intellekt haben sollten, sich den problematischen Sachverhalten nähern zu können, wirft man Nebelkerzen.

Beschäftigen wir das Volk doch mit „Herzensangelegenheiten“. Zum Beispiel mit „lokalpatriotischen“ Botschaften in Form neuer Kfz-Kennzeichen. Und so verkündet Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer eine epochale, jedes Krisengerede überdeckende Neuerung.

Fahrzeughalter können künftig „durch ihr Kennzeichen wieder die Zugehörigkeit zu ihrem Herkunftsort, ihrer Gemeinde, Stadt oder Region zeigen“. Heimatverbundenheit, Heimatliebe und Identifikation gegen Existenzängste. (Orwels „1984“ lässt grüßen)

Oder noch schnell ein unausgegorenes Gesetz als verbraucherfreundliche Wohltat auf den Markt werfen. „Schluss mit der Abzocke in der Warteschleife“ verkaufte man 2 jetzt kostenlose Minuten beim Warten auf einen Gesprächspartner einer Servicenummer. Weitgehend kostenfrei wird das Warten am Telefon aber erst ab 1. Juni 2013. Zwischenzeitlich kann weiter getrickst und abgezockt werden.

Nicht lesen können doch dank prekärer Entlohnung für den Weltmarkt produzieren.

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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