Umgehungsstraße- Der Staat bin ich

Lesedauer 15 Minuten

Deshalb stellte Stadtrat Schranner vor der Debatte des ersten Tagesordnungspunktes einen Antrag zur Geschäftsordnung. Inhalt: Da man vermeintlich wichtige Informationsbrocken am Tag der Sitzung nur aus der Zeitung erfahren habe, könne man zwar zur Sache Umgehungsstraße diskutieren, wegen fehlender Unterlagen bei der Einladung zur Sitzung (7 Tage vor der Stadtratssitzung) also nicht rechtzeitiger Vorlage der Unterlagen aber keinesfalls über ein Festhalten am Bau der Nordwestumfahrung abstimmen. (Beschlussfassen)

Es folgte der erste Gewitter-Ausbruch eines, durch den Anruf aus der Obersten Baubehörde bestens vorinformierten Bürgermeisters.

Was er sich denn für Unterlagen wünsche, fragte der Bürgermeister mit etwas zu lauter Stimme und hielt dabei triumphierend den vorher ausgeteilten Besprechungsvermerk hoch. „Wir haben hier nichts vorenthalten„.

Und mit noch lauterer Stimme unterstellte er nun dem Stadtrat eine Behauptung, die dieser nicht aufstellte: „Die Behauptung (er, der Bürgermeister habe etwas vorenthalten) ist eine FRECHHEIT. Alle Unterlagen liegen ihnen als Tischvorlage vor„.

——————————————

Anmerkung des Autors:

Dieser zwar gebräuchliche, trotz alledem als „fragwürdig“ zu bezeichnende Kommunikationsstil dieser Passage hier noch mal zum mitdenken:

Person A beschwert sich bei Person B, er habe ihm bestimmte Sachen zwar gegeben, aber nicht rechtzeitig.

Person B interpretiert die Beschwerde vollkommen sinnentstellend dahin gehend, Person A meine wohl, er habe ihm etwas NICHT gegeben und schimpft, „ich habe dir nichts vorenthalten“.

Person B setzt noch eins drauf und bewertet nun seine eigene, falsche Interpretation des Vorwurfs als Tatsachenbehauptung von Person A. „Dein Vorwurf, ich habe dir etwas vorenthalten ist eine Frechheit“.

Frage: Wer möchte Person B in seinem Bekanntenkreis haben, oder noch schlimmer, mit ihr zusammenarbeiten müssen?

——————————————

Bevor er den Antrag zur Geschäftsordnung zur Abstimmung stellte, und Stadtrat Schranner zwischenzeitlich seine Meinung bekräftigte, bemerkte er erneut lautstark, der (nicht erhobene ) Vorwurf sei eine FRECHHEIT. Er könne gerne diese 3 Seiten öffentlich vorlesen, denn „da steht nichts drin, was nicht auch in der Zeitung stand„. Und an Stadtrat Schranner gerichtet, „das wird Ihnen doch Dr. Zanker von der Obersten Baubehörde auch gesagt haben, mit dem Sie heute telefoniert haben„. Mit 17 zu 2 Stimmen wurde der Antrag zur Geschäftsordnung von den ob der bürgermeisterlichen Schärfe verdatterten Stadträten abgelehnt.

(Im Bericht der Heimatzeitung findet sich dazu eine unrichtige, in ihrer Brisanz äußerst heikle Wiedergabe dieser Auseinandersetzung. Dort heißt es dazu: „Ihm (Anmerkung: dem Bürgermeister) zu unterstellen, er habe hier Informationen unterschlagen, sei eine „Frechheit“, konterte Bürgermeister Christian Staudter“. Die Brisanz dieser unrichtigen Wiedergabe ergibt sich aus der Tatsache, dass zwischen dem Wort „vorenthalten“ und dem in der Zeitung unrichtig zitierten Wort „unterschlagen“ in der juristischen Bewertung Welten liegen!)

Nach diesem furiosen Einstieg in eine Stadtratssitzung wurden die weiteren Tagesordnungspunkte vom nun wesentlich ruhiger agieren Bürgermeister abgearbeitet. (Bericht Mission Olympic, Änderung oder Genehmigung diverser Bebauungspläne und die Anschaffung einer Funbox für den Skaterpark-

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

Schon gelesen?

Geisenfeld -Protest der Landwirte nimmt kein Ende

Landwirte in Oberbayern auf dem Weg zu einem Protesttreffen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert