Geisenfeld. Der andere Jahresrückblick 2010

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Trübt uns die Erinnerung?

Gut, besser, Bürgermeister? Kann man so sehen, muss man aber nicht wirklich. Trennt man im Rückblick die Spreu vom Weizen, also die Worte von den Taten, lichten sich die Nebel über der Kommunalpolitik des Jahres 2010. Wie beim Wetter, so auch beim Bürgermeister: Manches hat man anders in Erinnerung!

Das Jahr 2010 war durchgängig gespickt mit Unwetterwarnungen. Mit annähernd 20.000 Meldungen waren es etwa 10 Prozent mehr als im Vorjahr. Ein Extrem folgte dem Anderen. Beginnend mit besonders frostigen Temperaturen und abgeschnittenen Ostsee-Inseln wechselten sich Glatteis im März mit Unwettern im Mai, Hitze im Juni, Hagel im Juli, Rekord-Regen im August und den Schneemassen im Dezember ab.

Trotzdem spricht der „Deutsche Wetterdienst“ (DWD) in seinem Jahresrückblick 2010 von eher „zahmen Durchschnittswerten“. Die Sonnenscheindauer entsprach in etwa dem langjährigen Sollwert, die Niederschläge lagen „etwas“ über und die gemittelte Temperatur im Jahresschnitt etwas unter dem Durchschnitt. Sieht man von den teils dramatisch verlaufenden Einzelereignissen ab, war das Wetter-Jahr 2010 im statistischen Mittel also nur Durchschnitt.

Aus der eigenen Erinnerung würde man diesen Aussagen nur widerwillig zustimmen wollen. Hatte man doch die Berichte und Meldungen zum Beispiel über Starkregen, überflutete Autobahnen, gesperrte Bahnstrecken und Erdrutsche doch noch lebhaft im Gedächtnis.

Zugegeben, das wenigste spielte sich in der Heimatregion ab und entzog sich weitgehend eigenem Erleben. Hatte sich jedoch durch sensationsgeile Berichterstattung fest in unsere Hirne eingegraben. Doch nun ergeben unbestechlich ermittelte Daten nur Mittelmaß? Wie man sich doch täuschen kann!? Gut, dass es diese Jahresrückblicke gibt.

Eintrübung. Auch bei kommunalen Jahresrückblicken?

Stufen auch sie vermeintlich Bemerkenswertes zu unbedeutenden Pupsern herab? Nein, zumindest nicht, wenn der eigentlich zu Beurteilende seine Beurteilung selber zu Papier bringen darf. Bürgermeister unterscheiden sich dabei nicht von Landräten, Landes- oder Bundespolitikern. Der Großteil will bei seiner Tätigkeit für seine Bürger gut, sehr gut oder zumindest „zukunftsorientiert“ gehandelt haben.

Manche im Dienste des Bürgers tätigen Zeitgenossen definieren sich nun aber nicht über ihre erbrachten Leistungen oder den dabei erzielten Mehrwert für das Gemeinwohl. Sie leiten ihr Tun und die dabei zur Schau gestellte Wichtigkeit immer öfter vom honorigen Anschein des Amtes ab und blasen selbst kleinste Tätigkeiten durch vollkommen überzogene Interpretation zur Großtat des Amtsinhabers auf.

Als wäre das allein noch nicht genug, versuchen sie den vermeintlichen Glanz selbst peripherster Veranstaltungen- und seien sie noch so trashig- für sich zu nutzen. Läuft alles gut, könnte zumindest der Eindruck befördert werden, zwischen Person und Veranstaltung gäbe es eine positiv zu wertende Wechselwirkung. Verläuft es nicht wunschgemäß, verliert man kein weiteres Wort und wartet auf die nächste Chance, ein vermeintliches „Supertalent“ wohlwollend begleiten zu können.

Gepaart mit der Gleichgültigkeit der dabei angesprochenen Bevölkerungskreise verstetigten sich diese banalen, in ihrer Systematik offenbar nicht zu stoppenden Verhaltensweisen zu leider alltagstauglichem Blendwerk. Die „Verzwergung“, also die Ausbreitung des „Nichts“ wird auch bei kommunalen Leistungserbringern vom reizüberfluteten Bürger als solche nur mehr selten erkannt.

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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