Geisenfeld. Der andere Jahresrückblick 2010

Lesedauer 28 Minuten

Alternativlos. Die geistige Bewegungsunfähigkeit.

„Wir werden (auch) immer Beschlüsse auf Grund von Emotionen treffen“, so der Bürgermeister auf der Stadtratssitzung vom April. Dort ging es um eine Lärmschutzwand. So könnte man aber auch den diesjährigen Beschluss zur Aufrechterhaltung der „INVG“-Mitgliedschaft verstehen. Es wurde sehr lange dabei rumgestöpselt und Fahrgastdaten solange gezählt, bis sie passten. Ein ums andere Mal fehlten die für eine gebotene Beurteilung benötigten Unterlagen und die Bürger wurden durch konsequentes Verschweigen von Zahlen am Mitdenken gehindert. Um am Ende im Jahresrückblick lesen zu dürfen, für ihn hätte „es hier keine Alternative“ gegeben. Operierte der Bürgermeister im Vorfeld der Sitzung mit Denkverboten an die Adresse der Stadträte (bei dem Beschluss gehe es nur um eventuelle Korrekturen bei den Linien, auf keinen Fall um einen kompletten Ausstieg) spiegelte das spätere Abstimmungsergebnis von 12 zu 7 Stimmen keinesfalls die Alternativlosigkeit der Entscheidung wieder. (wobei nach der Abstimmung keiner der Stadträte den Grad der Optimierung, weder linientechnisch noch finanziell benennen konnte)

Dass die mit Müh und Not zustande gebrachte „Linienoptimierung“ nur der jämmerliche Versuch einer Defizitbegrenzung, aber keineswegs eine Verbesserungen für die Bürger Geisenfelds war, wurde am Jahresende durch eine Wortmeldung der 2. Bürgermeisterin, Gabriele Bachhuber deutlich. Direkt vor der Geisenfelder Haustür gebe es eine komfortable Zugvariante, so Bachhuber in einem Zeitungsartikel. In der zur Verwaltungsgemeinschaft gehörenden Gemeinde Ernsgaden. Bedauerlicherweise unterhält der „Öffentliche Nahverkehr“ keine Linie aus Geisenfeld dorthin. Die 20 Züge, die dort täglich, sowohl in Richtung Ingolstadt als auch Regensburg verkehren, sind für Geisenfelder ohne Auto nicht erreichbar.

Bei gebotener Ernsthaftigkeit hätte man diese Alternative im Stadtrat eingehender berücksichtigen müssen. In der Debatte wurde sie auch kurz gestreift. Da sie aber nur in Verbindung mit dem Kompletausstieg aus dem „INVG“ und der damit notwendigen Linienbedienung privater Konzessionsinhaber zu haben wäre, wurde sie abgebügelt. Die Beibehaltung der „INVG-Busse“ blieb beim Bürgermeister vorrangig.

Bedauerlich für Bürger, wenn ein sich bürgerfreundlich gebender Ortsvorsteher die direkt vor dem Haus vorbeiführenden Gleise nicht als Gewinn für seine Bürger erkennt. Würde er demnächst wenigstens einen Bürgerbus dorthin auf die Reise schicken, wäre den Bürgern geholfen und die lassen ihn im Gegenzug dafür in dem Glauben, es sei seine Idee gewesen.

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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